London Hardfork – Ether auf neuen Wegen

Boerse Nachrichten

06.08.2021 –Special Report. Crypto-Bullen horchen auf: Ethereum hat gestern die sogenannte London Hardfork durchgezogen. Long-Anleger hoffen durch das Set an Software-Updates auf steigende Kurse. Mitunter ist schon die Rede von einer Blockchain Revolution. Wir beleuchten die Hintergründe.

Das Angebot wird verknappt

Gestern Mittag wurden auf dem Blockchain-Netzwerk fünf Upgrades eingespielt. Für das meiste Aufsehen sorgte das sogenannte Ethereum Improvement Proposal (EIP) 1559: Es betrifft vor allem die Transaktionsgebühren. So sieht laut „CoinTelegraph“ EIP-1559 zunächst vor, dass jede Transaktion auf dem Ethereum-Netzwerk den Gegenwert der anfallenden Transaktionsgebühr automatisch „verbrennt“. Und dadurch sinke gleichzeitig die verfügbare Umlaufmenge. Der „CoinTelegraph“ hofft: „Durch eine Neuaufstellung der Transaktionsgebühren könnte das vorhandene Angebot an ETH stetig sinken, und der Kurs womöglich nach oben gehen.“

Kampf gegen horrende Gebühren

Auch für CNBC ist der Software-Update eine große Sache. Denn damit würde das Problem der mitunter exorbitanten Gebühren angegangen. Der London Hardfork – er hat übrigens nichts mit der englischen Hauptstadt zu tun, der Name wurde wegen der Entwickler-Konferenz Devcon gewählt – ist für CNBC vergleichbar damit, an eine Autobahn neue Spuren anzubauen und die Mautgebühr zu vereinheitlichen. Für Experten sei das ein „Game Changer“.

Kleines Trinkgeld gefällig?

Vor dem Upgrade mussten User an einer Auktion für jeden Block teilnehmen, bei der sie beim Miner einen Bid einstellten. Um an die Reihe zu kommen, zahlten viele einen Aufschlag für die Transaktionskosten obendrauf, den sogannnten „gas price“. Die Miner verdienten also prächtig. „Fifteen-fifty-nine is really meant to create an ecosystem that encourages lower gas fees,“ urteilte Auston Bunsen, Mitgründer des Blockchain-Infrastruktur-Anbieters QuikNode, im Gespräch mit CNBC. Die entscheidende Änderung: Anstatt blinde Auktionen für jeden Block durchzuführen, der von hohen gas prices begleitet wird, legt das Ether-Netzwerk jetzt mit Algorithmen anhand der Nachfrage den Transaction Fee fest. Was vielen Minern nicht schmecken dürfte, die sich somit verabschieden werden aus dem Geschäft.

Blockchain Revolution

EIP-1559 geht ein weiteres Problem an, das Ether seit Beginn geplagt hat: Nun ist die Größe der möglichen Transaktionen im Block verdoppelt worden. Das soll dazu führen, dass Preisspitzen wegen zu hoher Nachfrage geglättet werden und die Gebühren nicht zu stark anziehen – Ether wird also verlässlicher und weniger volatil. Was konservative Investoren freuen dürfte. Das Update soll somit auch dazu führen, dass mehr Transaktionen pro Sekunde möglich sind. Ein wichtiger Fakt für eine E-Währung auf dem Weg zum Einsatz im täglichen Leben. Andererseits natürlich ein Anreiz, eine neue Flut an ETH zu produzieren. Merke: ETH hat anders als BTC keine eingebaute Mengenbegrenzung.
Edul Patel, Chef der Crypto-Börse Mudrex jedenfalls urteilte laut der indischen „Economic Times“: „Ethereum is at the heart of the blockchain revolution. Several projects are currently being built on the Ethereum network. Several developers face the problem of the high transaction cost of Ethereum. Once this upgrade kicks in, the transaction costs would come down.“

Difficulty Time Bomb

Ebenfalls sehr interessant ist das gestrige EIP-3554 – die „difficulty time bomb“. Der Upgrade ist der Startschuss für die Miner zur Umstellung ihrer Software von „proof of work“ zu „proof of stake.“ Vereinfacht ausgedrückt heißt das, dass Ether nicht mehr durch energieintensive Rechnerverfahren in der Blockchain legitimiert werden soll; sondern durch das Ergebnis. Was weniger Energie frisst. Wir erinnern uns, dass für den Crypto-Großmogul Elon Musk der Stromverbrauch ein wichtiger Faktor ist.

Die Uhr tickt

Die Deadline für die Umstellung wurde von Sommer 2022 auf diesen Dezember vorgezogen. Und dann läuft die Shanghai Hardfork. Ein Startschuss, der in der gesamten Crypto-Community gehört wurde. Denn Miner, die bis dahin nicht umgestellt haben, sind raus aus dem Spiel. Die Schöpfer stehen also vor einem Aussterben – ein interessanter Aspekt. Was das Angebot an neuen Token senken und den Preis für den Bestand anheben könnte.
Noch eine Schlussbemerkung: Tim Beiko, Entwickler bei der Ethereum Foundation, betonte laut der „Economic Times“, dass Besitzer von Ether, welche die E-Devise in Crypto-Börsen, Web- oder Hardware-Wallets halten, von dem London-Upgrade nicht betroffen sind. Wir sind gespannt, wie sich die Sache weiter entwickelt, ob die Technik funktioniert und die Anleger mitziehen – und wie die Politik reagiert. Spätestens zum Jahresende wissen wir mehr. Ob long oder short – die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!


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