15.05.2023  – Wie es aussieht, bleibt Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan weiter an der Macht. Jedenfalls führt er nach den bisher ausgezählten Stimmen vor seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. Allerdings verfehlte er wohl die absolute Mehrheit. Eine Stichwahl ist wahrscheinlich. Die türkische Lira zuckt nervös, die Tendenz gen Süden setzt sich fort.

Die Wahl hat den Abwärtstrend der Lira verstärkt, wenn auch noch in kleinen Schritten. Die Vola zog im Vergleich zum Trading vor einer Woche an, wie Sie im Stundenchart von USDTRY erkennen.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Die Tendenz zuletzt war die: Der alte Präsident ist der neue. Und damit könnte sich die Vernichtung der Devise fortsetzen. Denn Erdogan glaubt daran, dass niedrigere Zinsen die Inflation beseitigen. Die sollen signalisieren, dass alles in Ordnung ist und Investoren dazu ermutigen, neue Projekte zu wagen, weil Kredite günstig sind.

Mehr Erdoganomics

Angesichts der nun weiter drohenden Erdoganomics – Niedrigzins bei Hyper-Inflation  – dürften viele Türken ihr Geld in Sicherheit schaffen. Gold, Dollar, Euro, nur raus aus der Weichwährung. Und ausländische Investoren dürften sich zweimal überlegen, ob sie im Land neue Firmen aufbauen.

Denn die Zukunft könnte schlimmer werden als befürchtet. Interessanterweise gibt es durchaus Unzufriedenheit bei den Wählern. So musste Erdogans Partei, die AKP, voraussichtlich mit rund 35 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis nach ihrer ersten Wahl im Jahr 2002 hinnehmen. Aber damit bleibt sie wohl noch immer stärkste Partei. Von den Verlusten profitierte aber nicht die sozialdemokratische CHP.

Islam statt Europa

Vielmehr wandten sich die Wähler der radikalen Rechten zu, was die wirtschaftlichen Aussichten weiter verdüstert. So gewannen andere Parteien in Erdogans Bündnis, etwa die MHP. Diese Partei propagiert laut der Bundeszentrale für Politische Bildung die Vorstellung der „Türkei als eine Regionalmacht, die zum Anziehungspunkt der türkischen und der islamischen Welt werden soll.“ Auch die islamistische Splitterpartei YRP legte zu.

Die Rechtslausleger werden als Mehrheitsbeschaffer ihren Tribut einfordern, falls Erdogan an der Macht bleibt: Diskutiert wird beispielsweise die schariakonforme Verheiratung von Kindern. Was in der Zukunft die Überbevölkerung weiter ankurbeln und die Sozialsysteme belasten dürfte. Aber das Land nicht unbedingt attraktiv macht für westlich orientierte Firmen, schon gar nicht für Managerinnen, die um sich und ihre Familie fürchten müssen. Kopftuch statt Cash Flow sozusagen. Womit sich dann wieder irgendwann die Frage stellt, ob die Türkei nach Europa gehört – oder nicht doch besser in die Arabische Liga respektive in einen Staatenbund mit Iran oder sonstigen wunderbaren Ländern.

Unser Fazit: Jetzt wird es am 28. Mai wieder spannend, dann dürfte die Stichwahl anstehen. Falls die Stimmung doch noch kippt und ein pro-westlicher Präsident mit solider Geldpolitik gewählt wird, besteht Hoffnung für die türkische Lira. Ansonsten wird die Devise ein Fressen für die Bären. Wir sind gespannt wie es weitergeht – die Bernstein Bank wünscht viel Erfolg!

 

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