Noch kein Blut auf den Straßen

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18.03.2020 –Special Report. Die meisten Broker vergleichen den Corona-Crash aktuell mit 1987 oder 2008. Massiver Einbruch, schnelle Erholung. Doch vielleicht ist diesmal wirklich alles anders – weil eben nicht „nur“ die Finanzbranche in die Knie geht. Sondern die gesamte Realwirtschaft auf dem Globus. Die Warnungen vor einer neuen, großen Depression häufen sich. Manche Experten glauben, dass wir trotz der gerade erlebten heftigen Baisse erst am Anfang stehen – und dass der Boden der Verzweiflung noch lange nicht erreicht ist.

Das Licht darf nicht ausgehen

Dieser Crash ist weit bedrohlicher als „nur“ eine Finanzkrise. Jüngst warnte Richard Baldwin, Professor of International Economics am Graduate Institute in Genf, auf seiner Publikation VoxEU.org: Die von Covid-19 ausgelöste Krise sei anders. Denn sie treffe die ökonomischen Giganten alle auf einmal – die G7 und China. Und in diesen Ländern zudem viele Wirtschaftszweige auf einmal. Wörtlich: „It is not a credit crisis, or a banking crisis, or a sudden-stop crisis, or an exchange crisis. Today’s crisis is a bit of all these“. Sein Rat: Die Regierungen müssten teure, aber schnelle Maßnahmen ergreifen, um den Geldkreislauf aufrecht zu erhalten. Darum gehe es: „keeping the lights on“.

Warnung von Crescat Capital

Wir sehen das ähnlich und wiederholen unsere Einschätzung aus dem Special Report vom 12. März – der Börse droht der größte Crash aller Zeiten. Es ist wohl noch nicht vorbei… Auch der Hedge Fonds Crescat Capital sieht das so, er ist uns schon mehrmals mit klugen Analysen positiv aufgefallen. Crescat unterstützt unsere Warnung vor einem neuen 1929 – und zwar drastisch.

The time to buy is when there’s blood in the streets

Das Investmenthaus meldete gestern für März bis dato ein Rendite-Plus von 31 Prozent und schrieb eine Warnung an seine Kunden, veröffentlicht wurde dies über das Blog „ValueWalk“. Crescat erinnerte an den legendären Banker Baron Nathan Mayer Rothschild. Der urteilte einst: “The time to buy is when there’s blood in the streets, even if it is your own.” Rothschild hatte für London in den napoleonischen Kriegen den Goldschmuggel organisiert, um die Truppen auf dem Kontinent mit Sold zu versorgen. Der Legende nach soll er durch eigene Boten ein Vermögen mit britischen Staatsanleihen gemacht haben, da er als erster vom Sieg in der Schlacht von Waterloo erfuhr. Übertragen auf heute urteilte Crescat: Selbst nach einem fast 30prozentigen Absturz im S&P 500 seien wir noch immer weit entfernt von den “blood in the street”-Bewertungen, die den Boden für Aktien markieren.

Absturz von einem historischen Top

Letztlich stecke der Markt erst am Beginn der globalen Rezession. Konkret heißt es: „As for US stocks, it’s only the first month after what we believe was a historic market top. The problem is that the pandemic just so happened to strike at the time of the most over-valued US stock market ever based on a composite of eight valuation indicators tracked by Crescat, even higher than 1929 and 2000. It also hit after a record long bull market and economic expansion. The stock market was already ripe for a major downturn based on an onslaught of deteriorating macro and fundamental data even before the global health emergency.“ Kurz: Der Absturz in einem überbewerteten Markt war überfällig, selbst vor der globalen Gesundheitskrise.

Erst der Anfang des Crashes

Und dann wird es richtig drastisch: Der jüngste Corona-Schock war wohl erst der Anfang für den US-Aktienmarkt. Denn es drohe eine globale Rezession, Unternehmensgewinne dürften einstürzen und die Arbeitslosigkeit anziehen. Wie immer müssten Wirtschaft und der Markt von ihren Sünden gereinigt werden, um Platz zu schaffen für neues Wachstum.

56 Prozent Minus zum Durchschnitt

Crescat fuhr fort, vom Februar-Top brauche es einen Absturz von 56 Prozent, um überhaupt nur zum langfristigen Mittel zu gelangen. Und einen Verlust von 74 Prozent, um eine Standardabweichung weiter abzutauchen. In den schlimmsten Bären-Märkten rutschten die Kurse laut Crescat aber sogar zwei Standartabweichungen gen Süden. So geschehen in der Great Depression, der Baisse von 1973/74 und der Double-Dip-Rezession von 1982.

1929 revisited – minus 89 Prozent

Und damit sind wir bei der Great Depression gelandet. Die aktuelle Baisse lasse sich in Geschwindigkeit und Heftigkeit mit 1929 vergleichen, fuhr Crescat fort. 1932 habe es einen Absturz um 89 Prozent vom Top gegeben. Natürlich werde es dazwischen immer „Bounces“ nach oben geben.

12 Trillion Dollar Margin Call

Übrigens steht Crescat nicht allein. So warnte JPMorgan gerade, dass die Welt vor einen nie dagewesenen Dollar-Margin-Call stehe – und dass Shorts in Höhe von 12 Billionen Dollar oder 60 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts geschlossen werden müssten. Der Dollar rutsche auf ein Deleveraging zu, da drei Viertel des Cross-Currency-Funding in Greenback abgewickelt werden. Nicht vorzustellen, welche Assets alles verkauft werden müssen.

Rettet alles und jeden

Und der an dieser Stelle schon zitierte Repo-Zar der Credit Suisse, Zoltan Pozsar, riet der Federal Reserve, alles und jeden zu retten. So geschehen in den „Global Money Notes #28: Lombard Street and Pandemics.“ Übrigens ist die Fed mit ihren jüngsten Schritten – Zinssenkung, Milliarden-Spritze für den Repo-Markt – exakt den früheren Empfehlungen des Experten gefolgt.

Zwei Jahre Seuche möglich

Drastische Wortmeldungen also allenthalben. Doch an der Börse herrscht noch eine Menge Hoffnung vor, wie die Rebounds zeigen. Und auch im echten Leben ist noch wenig von „Blood on the Street“ zu spüren. Zwar haben inzwischen Hamsterkäufe eingesetzt. Doch sorglose Rentner sitzen in Gruppen in Cafés herum, arrogante kleine Studenten feiern Corona-Partys. Dabei hat gerade das Robert-Koch-Institut (RKI) eine herbe Warnung ausgesandt: Die Pandemie könne etwa zwei Jahre dauern. Und im Extremfall könnten die Beschränkungen für die Menschen auch so lange in Kraft bleiben. Das klingt, als gebe es kurzfristig kein Gegenmittel und keine Resistenz.

Drohende Massen-Insolvenzen und Notstand

Wir fragen uns: Wie viele Airlines, Hotels, Restaurants, Geschäfte im Einzelhandel, Werbeagenturen, Autobauer und Banken werden in einer solchen Dauerkrise umkippen? Und weiter: Erst wenn am Ende Supermärkte und Tankstellen schließen, wenn die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser versiegt, weil keiner mehr zur Arbeit erscheint – dann herrscht der wirkliche Notstand. Dann werden wir die Armee in den Straßen sehen – plus Armenküchen, Unruhen, Plünderungen. Und erst dann haben wir „Blood on the Street“.

Junior Miners schon jetzt Kaufgelegenheit

Doch lassen Sie uns diesen düsteren Ausblick über ein potenziell drohendes Armageddon mit einem Licht der Hoffnung beenden, überreicht von Crescat Capital. So gebe es eine Ecke im Aktienmarkt, die schon jetzt historisch niedrige Bewertungen und eine unglaubliche Kaufgelegenheit biete: „small cap gold and silver mining companies“. Am vorigen Freitag habe die Branche ein Minus von 84 Prozent seit dem Bull Market Peak im Dezember 2010 verbucht. Und damit habe sich ein Double-Bottom ausgebildet, da der Markt zuletzt im Januar 2016 ein Minus von 87 Prozent verzeichnet habe. Und am Freitag hätten die „precious metals juniors“ zudem einen Rekord-Tiefstand in der Bewertung im Vergleich zu Gold erreicht. Dies vor dem Hintergrund, dass in der Krise stets ein Run auf Gold einsetzt. Bleibt anzumerken, dass Crescat selbst in diese Aktien investiert hat.

Die Bernstein-Bank wünscht Ihnen erfolgreiche Trades! Und uns allen bald ein Gegenmittel zu Corona – oder die Erkenntnis, dass der Mensch doch Resistenzen ausbildet und dass alles nicht so schlimm kommt, wie im Worst Case befürchtet.


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