Nullnummer auf dem Nippon

18.01.2023  – War wohl nichts: Der Markt hatte auf ein Tightening der Bank of Japan gehofft. Doch die zeigt sich stur. Der Yen rutscht gegenüber so ziemlich allen Währungen ab. Und langfristig stellt sich die Frage, wie das weitergehen soll.

Japan behält seinen Zinssatz und die Politik der Yield Curve Contol bei.  So liegt der Leitzins weiter bei – 0,1 Prozent und die BoJ kauft auch in Zukunft Japan-Bonds ein, ohne ein Limit zu benennen. Damit soll die Rendite bei 0 gehalten werden, hieß es in Tokio. Die Notenbank hatte im Dezember für eine Überraschung gesorgt, als sie mitteilte, dass das Rendite-Band für die zehnjährigen Staatsanleihen ab sofort zwischen minus und plus 0,5 Prozent liegen sollen. Zuvor hatte es sich bei plus/minus 0,25 Prozent bewegt. Woraus der Forex-Markt folgerte, dass die Rendite nach oben ziehen darf und dass Tokio bald nachlegen muss. Das heutige Statement nahm diesen Fantasien den Wind aus den Segeln. Ergo rutschte der Yen ab gegen Dollar, Euro, Sterling, den neuseeländischen Dollar und auch gegen den australischen Counterpart. Tatsächlich zeigt die Reaktion beim Aussie sehr hübsch die jüngste Nervosität – die Anleger mussten einige Yen mehr hinlegen, bevor bei AUDJPY – hier im Stundenchart – die Gewinnmitnahmen einsetzten.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Die japanische Geldpolitik sorgt inzwischen bei einigen Profis für ziemliches Kopfzerbrechen. So befürchtet Phoenix Capital Research: „Japan’s central bank (…) is beginning to lose control of its financial system.“ Seit der Einführung des Quantitative Easing im Jahr 1999 habe es die Notenbank niemals geschafft, die Geldpolitik zu normalisieren. Seit mehr als zwanzig Jahren laufe daher eine Nationalisierung des japanischen Finanzsystems ab. Schon jetzt halte die BoJ rund die Hälfte aller ausgegebenen japanischen Staatsanleihen und mehr Aktien als jedes andere Land oder jede Institution auf der Welt. Bloomberg ergänzte gerade, in etwa 33 Wochen gebe es keine privat gehaltenen Japan-Bonds mehr, die Tokio noch aufkaufen könnte.

Nationalisierung des Finanzmarktes

Die Währungshüter vom Nippon sind laut Phoenix zudem der Top 10 Aktionär bei 40 Prozent der japanischen Aktiengesellschaften. Die Bilanz der Notenbank betrage 92 Prozent des japanischen Brutto-Inlandsproduktes. Wir meinen: Lenin wäre stolz auf die Japaner – sie haben den Staatssozialismus durchgesetzt und niemand will es merken. Und rote Politik endet immer im Desaster. Doch zurück zu Phoenix Capital Research: Leider habe der Bondmarkt begonnen, die Entschlossenheit der BoJ zu testen und die Yields seien zuletzt über das Zielband gestiegen. Damit müsse Tokio fast täglich hinter den Kulissen intervenieren.

Pest oder Cholera

Jetzt sitze die Notenbank in der Falle, ergänzte Phoenix: Wenn sie weiter Yen drucke, um Bonds zu kaufen und das Rendite-Ziel zu verteidigen, werde der Yen kollabieren und die Inflation explodieren. Falls sie aber kein Luftgeld mehr in den Markt pumpe, um die Bond-Renditen zu halten, würden die Yields davon schießen und Japan rutsche in die Insolvenz. Das Investmenthaus zog eine Parallele zu 2008 – nur dass diesmal ein ganzes Land bankrott gehe.

Wir ergänzen: Falls dieses Szenario eintritt, wird ein Japan-Crash die gesamte Finanzwelt erschüttern. Auch Jim Grant, Herausgeber des „Grant’s Interest Rate Observer“, befürchtet, Japan könne einen Schock für das globale Finanzsystem auslösen und rät zum Gold-Kauf. Und so fragen wir uns, wie lange die aktuelle Geldpolitik so weitergehen soll. Auch das weltweit aufgestellte Analyse-Haus Vanda Research kommentierte, „bond buying is nothing short of unsustainable“. Laut dem Finanzblog „ZeroHedge“ hat die BoJ alleine in diesem Monat schon umgerechnet 300 Milliarden Dollar für Bond-Käufe aufgewendet. Behalten Sie also die Realtime-News im Blick, es riecht nach Intervention beim Yen – oder nach einem Bruch der aktuellen Politik. Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

 

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