Repocalypse – die Finanzkrise ist zurück

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30.09.2019 – Special Report . — Rätselhafter Credit Crunch am amerikanischen Interbankenmarkt – die Federal Reserve hat interveniert. Illiquide Geschäftsbanken erhielten in den vergangenen zwei Wochen von der Fed durch eine Welle von Overnight-Repo-Geschäften kurzfristig frisches Kapital zugeschustert. Das war genau das gleiche Warnsignal wie in der Finanzkrise, die vor gut zehn Jahren tobte. Besonders besorgniserregend: Sogar die New York Fed weiß angeblich nicht, wer oder was genau den Cash-Markt eingefroren hat.

Schrilles Warnsignal aus dem US-Finanzmarkt

Die Alarmglocken sind zwar vorerst wieder verstummt. Aber wenn Sie CFD oder online Aktien handeln, dann müssen Sie mit einem möglichen Crash an der Wall Street, im DAX und vor allem bei amerikanischen Banken und Versicherungen potenziell rechnen. Und mit einer globalen Panik. Was für Shorts auf Indizes und Long-Trades im VIX sprechen würde. Behalten Sie Ihre Handelsplattform bei Deutschlands besten CFD-Brokern stets offen und regelmäßige Marktupdates im Blick: Das Thema kann jederzeit wieder hochkochen. Hier die Hintergründe, damit Sie stets richtig positioniert sind.

Die gleichen Symptome wie in der Finanzkrise

Mitte September schossen die Zinsen für kurzfristige Kredite zwischen Banken in den USA plötzlich auf bis zu 10 Prozent nach oben. Die US-Notenbank musste erstmals seit der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren wieder Milliarden Dollar in den Geldmarkt pumpen. Den Anfang machte die Fed am 17. September mit einer kurzfristigen Transaktion von 53,15 Milliarden Dollar. Dabei liehen sich Banken Bargeld von der Fed, wobei sie Staatsanleihen und andere Wertpapiere als Sicherheiten hinterlegten.
Danach folgten weitere Tender. Mit den Overnight-Repo-Geschäften beruhigte die Fed erst einmal die Lage, der Kreditmarkt scheint wieder aufgetaut. Ein Repo ist ein Repurchase Agreement – ein Verkäufer eines Assets stimmt zu, dieses zu einem späteren Zeitpunkt zu einem höheren Preis wieder zurückzukaufen. Insgesamt pumpte die Fed laut dem Finanzblog ZeroHedge verglichen mit den üblichen Leveln zusätzliches Kapital von rund 162 Milliarden Dollar in den ausgetrockneten Kreditmarkt. Bei der letzten Repo-Runde vom Freitag wurden nur noch rund 23 Milliarden Dollar von 100 Milliarden bereitgestellten Mitteln abgerufen. Inzwischen sank der Repo-Satz wieder auf die avisierten 2 Prozent.

Rätselhafte Repocalypse

Die gerade noch einmal mit Sonder-Repos abgewendete Apocalypse hat Fragen aufgeworfen. Das „Manager Magazin“ erklärte die ausgetrocknete Liquidität von Mitte September unter anderem mit der vierteljährlich anfallenden Zahlung von Unternehmenssteuern. Zudem wickelten Banken und andere Investoren den Kauf von US-Staatsanleihen im Wert von 78 Milliarden Dollar ab. Doch selbst die federführende New York Fed muss erst einmal genau untersuchen, warum sich Banken mit freien Cash-Reserven weigerten, im Overnight-Markt Geld zu verleihen. Das jedenfalls räumte Fed-Chef John Williams am Freitag ein.
Zudem weiß laut ZeroHedge noch niemand, welche Banken genau es waren, die sich zu dem stigmatisierenden Schritt gezwungen sahen, für frisches Geld zu den Währungshütern zu laufen – das Blog vermutet aber amerikanische Kreditinstitute. Dazu untersuchte es den Fed-Bericht zum 18. September, also zum Datum kurz bevor der Cash-Drain begann. Und laut den Assets and Liabilities of Commercial Banks in the United States sanken die Cash-Bestände der großen heimischen Banken um 55,3 Milliarden auf 714,8 Milliarden, das war das tiefste Level seit April 2013. Auch der Cash-Bestand bei kleinen US-Banken rutschte um 18,2 Milliarden auf 272,9 Milliarden Dollar. Dagegen stiegen die Bestände ausländischer Banken in den USA um 13,6 Milliarden auf rund 538 Milliarden Dollar.
Das „Manager Magazin“ konstatierte sogar vor zwei Wochen, dass die von den Banken bei der Fed geparkten Reserven so niedrig ausfielen wie seit 2011 nicht mehr. Sie summierten sich demnach auf 1,47 Billionen Dollar, was etwa 50 Prozent weniger ist als der vor fünf Jahren erreichte Höchstwert.

Misstrauen bei den Banken

Doch warum genau sind die Reserven auf den niedrigsten Stand seit Jahren gefallen? Schon alleine dieses Rätselraten ist Gift für den Finanzmarkt: Wenn die Anleger nicht wissen, ob es ihre Bank ist, die sich irgendwo verzockt hat, dann öffnet das Tor und Tür für einen Bank Run. Klar ist nur: Wenn sich Banken untereinander kein Geld mehr leihen, dann deswegen, weil sie der Gegenseite nicht mehr vertrauen und damit rechnen müssen, dass der Kredit futsch ist. Die Gretchenfrage ist also, welche Investments das Vertrauen so schwer lädiert haben.

CLO als Krisenfaktor

Wir vermuten im Hintergrund den zuletzt boomenden Markt von Collateralized Loan Obligations als großen Belastungsfaktor. CLO sind forderungsbesicherte Wertpapiere, oder auch Asset Backed Securities. Dabei handelt es sich um synthetische Anleihen, die mit mehreren gebündelten Firmenkrediten als Sicherheit unterlegt werden. Vor allem Pensionsfonds und Versicherer legen sich solche Unternehmensanleihen gerne ins Depot, weil sie dort zum einen höhere Zinsen als bei US-Treasuries bekommen und weil sie die scheinbar verlässlichen Zahlungsströme schätzen. Wenn aber die Schuldner hinter den Krediten umkippen, weil das Geschäftsmodell doch nicht trägt, dann sind die sogenannten Sicherheiten wertlos und das darauf aufgebaute Asset ebenfalls. Womit schlimmstenfalls der Gläubiger umkippt.
Wir hatten an dieser Stelle in einem Special Report schon vor Wochen vor den CLO gewarnt. Diese gleichen übrigens frappierend den Collateralized Debt Obligations, das waren die meist mit Schrott-Hypotheken unterlegten Assets, die ab 2007 Lehman Brothers und Bear Stearns in die Knie zwangen.

Bond Bubble – Ölpleiten – Faule Kredite

Weitere mögliche Gründe für den Cash Drain: Aktuell läuft eine Pleitewelle bei kleinen und mittleren amerikanischen Ölförderern, die vom niedrigen Ölpreis in die Knie gezwungen werden. Weiter ist fraglich, wie viele Studenten jemals ihre horrenden Kredite für ihr Studium zurückzahlen werden. Gleiches gilt für Shopping auf Pump mit Kreditkarten. Und auch das oben angesprochene Thema Staatsanleihen ist ein Problem. Wenn die Anleger in US-Treasuries flüchten, dann fehlt durch die Bond Bubble das Geld für kurz- und mittelfristige Geschäfte. Und wenn Anleger vor der Wahl stehen, ihr Geld lieber bei der Fed zu parken als in die Realwirtschaft zu pumpen, dann droht die Rezession.
Wie auch immer: Für ein oder mehrere ernste Dauerthemen spricht die Tatsache, dass sowohl Goldman Sachs als auch JP Morgan inzwischen die Vermutung geäußert haben, dass die Fed von nun an über Permanent Open Market Operations ständig zusätzliches Geld in den Markt pumpen muss.
Unser Fazit: Vielleicht war dies die letzte Warnung vor dem neuen, großen Crash, der von der Wall Street ausgeht und den weltweiten Handel in den Abgrund zieht. Schon alleine die Spekulationen darüber können den Finanzmarkt wild hin und her werfen. Denn wenn ein klammer Investor dringend Cash braucht, könnte er mal schnell große Aktienpakete abstoßen, was zu unerklärlichen Bewegungen an der Börse führt. Sichern Sie sich also unbedingt ab – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades!

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