6.12.2021 – Special Report. Diese Woche dürfte richtig spannend werden: Die Belastungsfaktoren für die Börse häufen sich. Zuerst voriges Weekend die Warnung vor der Omikron-Variante. Dann die indirekte Ankündigung eines schnelleren Tapering durch Fed-Chef Jerome Powell. Und gerade hat sich Evergrande wieder gemeldet: Der wankende Bauträger hat vor einem Zahlungsausfall gewarnt.  

Evergrande taumelt am Abgrund 

Da ist er wieder, der marode chinesische Projektentwickler, der leerstehende Plattenbauten en masse aus dem Boden gestampft hat: Evergrande teilte am späten Freitagabend mit, nach einer Überprüfung der Finanzmittel könne keine Garantie dafür gegeben werden, dass der Immobilienriese über ausreichende Mittel verfügt, um seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Oops…. Der Pennystock von Evergrande verlor am Montag noch einmal rund 20 Prozent, der Hang Seng rutschte um rund 2 Prozent ab. 

Mit Schulden von rund 300 Milliarden Dollar ist Evergrande eines der am höchsten verschuldeten Immobilienunternehmen auf dem Globus. Eine halbe Lehman Brothers sozusagen. Doch damit nicht genug: Wenn Evergrande kippt, werden einige Banken umfallen, die dem Giganten Geld geliehen hatten. Und Kommunen, die das gleiche getan hatten. Dazu würde sich der Kollaps vieler Baufirmen gesellen. 

Alarmstufe Rot für die Politik 

Die Regierung der chinesischen Provinz Guangdong, wo Evergrande angesiedelt ist, teilte mit, sie habe eine Arbeitsgruppe in den Konzern entsandt, um „Risiken zu mindern und die Interessen aller beteiligten Parteien zu schützen“ Außerdem sei Xu Jiayin, der Chef von Evergrande, zum Gespräch bei den Behörden zitiert worden. Weiter hieß es von der Provinzregierung, Chinas Börsenaufsicht versuche, Ängste über eine sich ausbreitende Krise zu zerstreuen. Die Auswirkungen der Vorgänge bei Evergrande seien kontrollierbar. Na dann… 

Drohender Bauinfarkt

Schon vor anderthalb Wochen rief Premier Li Keqiang den Staatsrat, das ist das Kabinett, dazu auf, die Regionalregierungen zu mehr Bautätigkeit zu bringen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Da es dafür Geld braucht, sollten die Kommunen neue Bonds auflegen. Das Problem: Es gibt keinen Bedarf mehr an neuen Bauten. Wie auch, bei all dem Leerstand und Geisterstädten. Dennoch soll das Bondvolumen laut einer Citibank-Analyse im kommenden Jahr von 3,65 auf 4 Billionen Yuan steigen (rund 630 Milliarden Dollar). Goldman Sachs meldete außerdem, dass viele Städte die Hypotheken-Regularien gelockert hätten. 

Der Markt zittert

Bleibt anzumerken, dass neben Evergrande auch die Türkei ganz schnell in eine Insolvenz rutschen könnte – und die hat etwa den Verschuldungsgrad von Lehman Brothers erreicht. Somit kann es gut sein, dass die Bären ein wahres Fressfest feiern. Und dass die jüngste Korrektur noch lange nicht vorbei ist.  

Vielleicht aber schreitet Peking als Retter in der Not ein. Es kann auch sein, dass der Gesamtmarkt gestützt wird, weil die Federal Reserve den Kurs ändert, da es angesichts der Krisen doch noch nicht vorbei sein sollte mit dem ganzen Billiggeld. Die Gesamtlage bleibt – wie immer – spannend, das ist das Schöne an der Börse. Die Bernstein-Bank hält Sie auf dem Laufenden! 

 


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