01.04.2022 – Lauter Sieger in diesen unruhigen Zeiten. Zum einen hat Moskau erfolgreich den Rubel stabilisiert. Zum anderen hat Russland wie geplant den Donbass besetzt und auch den Süden der Ukraine. Allerdings verteidigt sich Kiew heldenhaft, die ukrainische Armee rückt erfolgreich vor. Wir vermuten, dass der richtig harte Kampf nun erst beginnt – mit Folgen für den Finanzmarkt.

Erfolg für die russische Zentralbank: Der Rubel ist fast zu seinem Niveau vor dem russischen Angriff auf die Ukraine zurückgekehrt. Die Kurslücke von USDRUB zu Kriegsbeginn ist in zwischen fast komplett wieder geschlossen. Es ist doch immer wieder beeindruckend, wie zuverlässig die Basics der Chartanalyse sind. Das Hin und Her über die Gaslieferungen in Rubel oder Euro und Dollar dürfte weiter über das Geschick der russischen Währung bestimmen.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Doch alle Trader und Investoren müssen ab sofort besonders vorsichtig sein und die Realtime-News verstärkt im Auge behalten. Die russische Armee formiert sich neu, die nächsten Wochen dürften  besonders blutig werden.

Stichtag 09. Mai

Denn am 09. Mai steigt der Tag des Sieges in Russland – ein monumentaler Feiertag mit enormer Bedeutung für die Russen. Bis zu diesem День Победы (Djen Pabjedi) muss die Sache für Wladimir Putin gelaufen sein. Wer immer die Feiern in Moskau oder Sankt-Petersburg mitbekommen hat, ist tief beeindruckt: Stets strahlendes Wetter – angeblich lässt die russische Luftwaffe Wolken mit Chemikalien abregnen. Kinder überreichen Luftballons und Blumen an uralte Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg. Kosaken-Kapellen, Militär-Parade, Dankbarkeit und Stolz.

Und diesmal? Wenn sich der Kreml durchsetzt, dann geht alles weiter wie bisher. Falls aber Wladimir Putin keinen Sieg in der Ukraine schafft und tausende Särge sowie Kriegsversehrte zurückkehren, die über Unfähigkeit und Korruption in der Armee berichten, wird die Stimmung in Russland kippen. Und dann wird es gefährlich für Putin.

Keine Gefahr aus der Masse

Das glaubt beispielsweise die „Moscow Times“. Das Blatt konstatiert, dass sich Putin zwar auf 70 Prozent der Bevölkerung verlassen könne. Das Gros der Menschen sei nationalistisch, unpolitisch, schlecht informiert, hasse wegen der jahrelangen Indoktrination den Westen, war aber selten bis nie dort, vor allem nicht in Amerika, allenfalls in Ägypten oder der Türkei. Eine Revolution werde es mit diesen Menschen nicht geben, diese Masse folge dem Fernsehen.

Weiter gebe es rund 20 Prozent, die vom System profitieren, in international agierenden russischen Konzernen arbeiten und vielleicht sogar ein kleines Apartment im Ausland besitzen. Hier gebe es schon vereinzeltes Murren. Und in den Top 1 bis 2 Prozent, die im Machtapparat oder als Entscheider bei den Oligarchen reich geworden sind, die ein Chalet im Ausland und Bankkonten in der Schweiz besitzen, da gäre es sogar. Diese Putin-Profiteure müssten mitansehen, wie sich ihr paradiesisches Leben in Luft auflöse: die Konten gesperrt, zudem das Risiko, dass sie und ihre Familien sich in atomare Asche verwandeln. So hatten sie sich den Deal mit Putin nicht vorgestellt. Wir ergänzen: Zumal jetzt auch noch Putin deren Anteil von rund 20 Prozent aus dem Gasgeschäft an sich reißen will – wenn alles über die Gazprombank oder die russische Zentralbank laufen soll, sind die Oligarchen außen vor.

Möglicher Putsch aus der Elite

Ergo werde aus dieser Elite heraus ein Putsch gegen Putin laufen, glaubt die „Moscow Times“. So wie bei der Absetzung von Nikita Chruschtschow im Jahr 1964, bei der Ermordung von Zar Pavel im Jahr 1801 und beim seltsamen Tod von Josef Stalin. Wir erläutern: Geheimdienstchef Lawrenti Beria ließ Stalin 1953 nach einem Schlaganfall einfach verrecken – er verbot tagelang den Zugang; Stalins Leibärzte, die ihn vielleicht hätten retten können, waren im Zuge einer antisemitischen Säuberung sowieso schon verhaftet worden. Welch Ironie der Geschichte: Stalin hatte die Deportation aller sowjetischen Juden nach Sibirien in den Oblast Birobidschan geplant. Beria sah sich selbst an der Macht und feierte regelrecht den Tod von Stalin. Bis er selbst eliminiert wurde.

Also: Die Geschichte lehrt, dass nichts unmöglich ist. Sowohl ein brutaler russischer Sieg in der Ukraine. Oder eine Eskalation mit einem Angriff auf Polen oder das Baltikum. Oder gar ein Atomkrieg. Aber auch ein schnelles Ende. Und das wird der eigentliche Tag des Sieges sein: Falls Wladimir Putin beseitigt wird, werden die Börsen explodieren. Gerade deshalb, weil bislang kaum jemand an diese Option glaubt. Die Bernstein Bank behält die Lage für Sie im Blick!


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