06.01.2023  – Manchmal kommt alles ganz anders als gedacht. Vielleicht auch in diesem Jahr am Finanzmarkt. Zwei Profis der Investmentfirma Blackstone haben sich dazu Gedanken gemacht.

Wir haben die Prognosen von Byron R. Wien untersucht, das ist der Vice Chairman und Chief Investment Strategist in der Private Wealth Solutions bei Blackstone. Wenn er Recht hat, steht unserer Meinung nach in diesem Jahr wieder der Nasdaq 100 im Fokus, hier der Tageschart.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Die Prognose-Tradition startete Wien im Jahr 1986 bei Morgan Stanley, als er dort Chief U.S. Investment Strategist war. Er stieß 2009 zu Blackstone, seit 2018 wird er von Joe Zidle bei den „Ten Surprises“ unterstützt. Sofern die Blackstone-Experten keine Aussage zu den Marktfolgen trafen, haben wir uns zu Wort gemeldet.

  1. Mehrere Kandidaten treten in beiden US-Parteien als Präsidentschaftskandidat an. Wir meinen: Kein Einfluss auf die Börse. Außer ein extrem radikaler Kandidat gewinnt, was eher unwahrscheinlich ist.
  2. Die Federal Reserve verabschiedet sich von einem „Pivot“. Sprich: Die erwartete Zinswende kommt nicht. Die Realzinsen werden wieder positiv. Einfluss auf die Börse laut unserer Meinung: Bearish. Vor allem für Hightech-Aktien wäre das eine böse Überraschung.
  3. Die Fed übertreibt mit dem Tightening und zieht die Wirtschaft in eine milde Rezession. Ergebnis: Siehe Punkt 2).
  4. Trotz alledem gewöhnt sich der Markt an die Überraschung und legt die Angst ab. Wendepunkt zur Jahresmitte – vergleichbar mit 2009, meint Wien. Das sehen wir als Folge für Investoren: Aufholjagd bei gebeutelten Titeln, vor allem eben den Growth Stocks.
  5. Die Modern Monetary Theory ist diskreditiert. Unser Verdikt: Zu unspezifisch für eine Markteinschätzung. Gemeint ist vermutlich, dass es kein neues Staatsgeld in Krisen gibt.
  6. Die Fed bleibt mehr hawkish als andere Notenbanken, der Dollar hält sich fester als andere Währungen, etwa Yen und Euro. Die Folge laut Wien: Chance für Investoren mit Dollar-Beständen, in japanische und europäische Assets zu investieren.
  7. China arbeitet hart am Wachstumsziel von 5,5 Prozent und noch härter an der Reparatur der Handelsbeziehungen mit dem Westen. Mit positiven Folgen für Assets und Commodities.
  8. Die USA werden nicht nur zum größten Öl-Produzenten, sondern auch zum wohlwollendsten Anbieter. Ergebnis laut Blackstone: Der Ölpreis fällt zuerst in Reaktion auf eine globale Rezession. Aber auch wegen verstärktem Fracking und höherer Produktion in Middle East und Venezuela. West Texas Intermediate rutscht ab bis auf 50 Dollar je Barrel – könnte sich aber nach 2023 wieder bis auf 100 Dollar erholen, da die globale Konjunktur anzieht.
  9. Der Krieg in der Ukraine tobt im ersten Halbjahr 2023 weiter, bis die Abnutzung beide Seiten zu Verhandlungen und zu einer territorialen Aufteilung zwingt. Unsere 50 Cents: Bullish, Aufatmen an den Börsen.
  10. Elon Musk räumt bei Twitter auf und schafft bis zum Jahresende die Wende. Wir meinen: Mögliches Re-Listing mit einem potenziellen Börsen-Superstar.

Der Blick zurück

Tatsächlich war die Trefferquote der beiden im vorigen Jahr eher positiv. Richtig lagen die Profis bei der Ansage, dass die steigenden Zinsen den S&P 500 ausbremsen. Und dass sich die Inflation hartnäckig hält. Weshalb der US-Bondmarkt mit anziehenden Renditen reagieren werde. Ebenfalls hatten die Auguren korrekt vorausgesagt, dass die Welt die Corona-Panik abstreift. Und dass die meisten Staaten sich wieder auf die Atomkraft rückbesinnen. 5 Richtige.

Falsch lagen beide mit der Voraussage, dass China seinen kaputten Immobilienmarkt aufräumt. Gleiches gilt für die Ansage einer Gold-Rallye um 20 Prozent. Auch die radikale, von oben verordnete Wende in den USA zu ökologisch und ethisch korrektem Wirtschaften trat nicht ein. 3 Fehlprognosen.

Teils richtig lag Wien mit der Prognose, dass sich Öl über 100 Dollar verteuert. Globale Nachfrage-Sorgen torpedierten diese Entwicklung. Auch die Ansage, dass sich China als aggressive Macht im Lithium-Markt etabliert, stimmt nur teilweise – die Volksrepublik ist zwar der dominante Produzent, hat bislang aber ihre Marktmacht nicht für Boykotte genutzt. 2 mal unentschieden.

Sie sehen also, selbst hochbezahlte Profis liegen nicht immer richtig. Aber häufig – was Sie für Ihre Trades und Investments im Hinterkopf behalten sollten. Ob long oder short – die Bernstein Bank wünscht viel Erfolg!

 

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