Zollstreit offenbar auf der Zielgerade

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25.02.2019 – Weekly: Neue Woche, gleiches Spiel: Vor allem China bewegt die Kurse. Werden sich die USA und das Reich der Mitte im Zollstreit einigen, oder nicht? Die positiven Signale häufen sich, die kommenden Tage werden angesichts des eigentlich auslaufenden Waffenstillstandes für Wall Street und DAX besonders spannend. Ein zweites Mega-Thema steht im Devisenmarkt an, da sich Fed-Chef Jerome H. Powell vor dem Kongress zu Wort meldet.

Vorschusslorbeeren von der Wall Street
Die Anleger in New York verteilten für den eventuell kurz bevor stehenden China-Deal schon einmal Vorschusslorbeeren: Der Dow Jones-Index überwand erstmals seit November den hartnäckigen Widerstand bei 26.000 Punkten. Der Leitindex schloss 0,7 Prozent höher bei rund 26.032 Zählern. Auf Wochensicht verbuchte der Index ein Plus von 0,6 Prozent – das ist der neunte Wochengewinn in den vergangenen neun Wochen. Der Nasdaq 100 rückte sogar um 0,9 Prozent auf 7091 Stellen vor, was ebenfalls das neunte Wochenplus in Folge bedeutet. Der marktbreite S&P 500 verabschiedete sich am Freitag mit einem Gewinn von 0,6 Prozent bei 2793 Punkten – hier stand die achte weiße Wochenkerze in neun Wochen an.

DAX hangelt sich nach oben
Auch der DAX hatte am Freitag ein Plus erzielt. Zwar erscheint der Freitagsgewinn von 0,3 Prozent auf 11.457 Punkte zunächst nicht sehr beeindruckend. Doch damit schloss der deutsche Leitindex nur knapp unter dem Dreimonatshoch. Zeitweise schaffte es der Leitindex auch über die Marke von 11.500 Punkten, was einen Ausbruch aus der jüngsten Seitwärtsrange vermuten lässt. Erste Anleger blicken schon wieder auf eine nachhaltige Eroberung der Dezember-Hochs bei 11.550 bis 11.600 Punkten.

Optimismus im Zollstreit
Die Anleger schöpften Hoffnung aus dem Treffen von US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten Liu He. Trump sagte vor Journalisten im Oval Office, es gebe einen Deal mit China in der Frage der Währungsmanipulation, Details nannte er aber keine. Washington wirft Peking eine Unterbewertung des Yuan vor, um den Export anzukurbeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Abkommen geben werde, sei nun höher als die, dass es keines geben werde, ergänzte Trump am Freitagabend nach den Gesprächen. Auch Liu He sprach von „deutlichen Fortschritten“: China sei bereit, für eine Einigung große Anstrengungen zu unternehmen. Trump ergänzte, dass er Chinas Staatschef Xi Jinping wahrscheinlich im März in Florida treffen werde.
Und es kommt noch besser: Wie der US-Sender CNBC am Freitag berichtete, sagte Peking in den Verhandlungen zu, Güter im Wert von bis zu 1,2 Billionen Dollar aus den Vereinigten Staaten zu kaufen. Das ist doch mal ein nettes Konjunkturprogramm. Und natürlich Schub für die Wall Street, aber auch für die Aktien in Shanghai.

Yuan, Soja und Kupfer im Fokus
Weitere positive News: Das Reich der Mitte will zusätzlich zehn Millionen Tonnen Sojabohnen aus den USA kaufen, wie US-Handelsminister Wilbur Ross twitterte. Die US-Landwirte freuen sich, Agrar-Trader nehmen den Kontrakt in den Blick. Neben Soja dürfte eine Zoll-Einigung auch bei Kupfer für weitere Bewegung sorgen, da die Produktion von Elektrogeräten aller Art bei einer Wiederbelebung des bilateralen Handels anziehen dürfte – und das rote Gold wird in Kabeln verarbeitet. China ist der weltgrößte Abnehmer des Industriemetalls. Kein Wunder, dass der Preis für Kupfer seit nunmehr rund sieben Monaten nach oben läuft.
Das alles sieht also ganz so aus, als würden die USA den Waffenstillstand verlängern und am 01. März nicht die die Strafzölle für chinesische Güter im Wert von 200 Milliarden Dollar von 10 auf 25 Prozent erhöhen. Offenbar hätten die Gespräche ausreichend Fortschritte gemacht, um die Verzögerung zu rechtfertigen, hieß es vom Parkett. Vielen Börsianern erscheint es angesichts der verstärkt eintröpfelnden positiven Nachrichten immer wahrscheinlicher, dass die USA ihre Strafzölle überhaupt nicht erhöhen werden.
Und somit steigt die Fallhöhe bei einer Enttäuschung, zumal die Unterstützung der chinesischen Staatskonzerne und der Technologie-Diebstahl wichtige, zuletzt noch wichtige offene Punkte blieben. Eventuell könnte es auch zu einem „sell the fact“ kommen, denn die jüngste Erholung der Wall Street seit Weihnachten ist zu einem großen Teil von der Hoffnung auf eine Einigung mit China getragen worden. Nur eines ist aktuell klar: Jeder Halbsatz aus den Verhandlungen wird den Aktienmarkt kräftig bewegen.

National Activity Index, BASF und Bayer
Ansonsten behalten Analysten auf und abseits der großen Medienbühne folgende Events im Blick: Am Montagabend steht um 19.30 Uhr deutscher Zeit zunächst der National Activity Index an, der sowohl die US-Aktienindizes als auch die Dollarpaare bewegen dürfte. Der Index wird von der Chicago Fed ermittelt und liefert monatlich eine Bewertung der allgemeinen Wirtschaftsaktivitäten und des Inflationsdrucks der Vereinigten Staaten.

Für Aktien aus dem Einzelhandel und Lebensmittelkonzerne werden am Montag zudem die Großhandels-Umsätze interessant, sie werden 15.00 Uhr amerikanischer Ostküsten-Zeit gemeldet.

Am Dienstag werden sich die Augen der deutschen Anleger auf die Bilanz des DAX-Schwergewichtes Bayer richten. Auch die BASF soll dann ihre Zahlen vorlegen. Am gleichen Tag wiederum blicken Trader, die in DAX und deutsche Aktien investieren, auf den GfK- Verbrauchervertrauensindex, der um 13.00 Uhr gemeldet werden soll.

Fed-Chef Powell vor dem Kongress
Besonders interessant wird es ab Dienstag, 16.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit: US-Notenbankchef Jerome Powell wird vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des US-Repräsentantenhauses sprechen. Der Herr des Dollars wird seine Geldpolitik erklären und damit potenziell den Greenback, aber auch US-Anleihen und die Wall Street bewegen können. Börsianer erwarten, dass Powell die geldpolitische Strategie seiner Vorgängerin Janet Yellen fortsetzen wird und die Zinsen in einem Wirtschaftsboom allmählich nach oben setzt. Der Bericht im Kongress setzt sich auch am Mittwoch fort.
Ebenfalls am Mittwoch stehen um 16.00 Uhr deutscher Zeit die Business and Consumer Surveys der EU an, die Einfluss haben dürften auf Aktien aus dem EuroStoxx 50 und den Euro.

Trader im Rohöl-Markt blicken am gleichen Tag ab 16.30 Uhr deutscher Zeit auf die Änderung der US-Speichermenge bei Rohöl. Kleine Fußnote: Als erstes Land überhaupt knackten die USA laut einer Meldung des Energieministeriums gerade die Produktionsmarke von 12 Millionen Barrel pro Tag. Die US-Förderung hat sich somit seit 2013 mehr als verdoppelt, die USA haben sich dank Fracking und Querbohrung also unabhängig gemacht von etwaigen Erpressungen des OPEC-Kartells. Und nebenbei ganze Regionen in einen Wirtschaftsboom geführt.
Das Bruttoinlandsprodukt der USA am Donnerstag um 13.30 Uhr Ortszeit wird interessant für die Wall Street und den Dollar.

Und am Freitag tritt der oberste Währungshüter erneut in Aktion – mit möglichen Auswirkungen auf alles und jeden. Soll heißen: Dollar, Wall Street, US-Anleihen, Weltbörsen. Fed-Chef Powell doziert auf dem „Citizens Budget Commission 87th Annual Awards Dinner“ in New York über jüngste ökonomische Entwicklungen und langfristige Herausforderungen. Sie können davon ausgehen, dass auch Journalisten anwesend sind.

Wir stehen also erneut vor einer interessanten Börsenwoche, in der klar scheint, dass außer Volatilität wenig garantiert ist.

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