Ausblick 2022: Sturm im Osten

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31.12.2021 – Der russische Bär fährt die Krallen aus – und das könnte den Finanzmarkt in Panik versetzen. Für uns ist eine Invasion der Ukraine durch Russland das größte geopolitische Risiko im kommenden Jahr.

Russisches Säbelrasseln

In den Tagen vor Weihnachten häuften sich die Warnungen der NATO, dass Russland rund 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen hat. Russlands Präsident Wladimir Putin rasselte mit dem Säbel. Zwar zog Moskau jetzt symbolisch 10.000 Soldaten ab. Die Russische Föderation hat aber noch eine Rechnung offen: Russen sehen die Abkehr des ukrainischen Brudervolkes als Verrat. Moskau tobt, dass der Westen sein Wort gebrochen und die NATO stets nach Westen erweitert hat. Das stimmt. Doch die kleinen Staaten in Osteuropa suchten Schutz vor einem Russland, das sich nie für seine stalinistischen Gräuel entschuldigt hat.

Appeasement im Westen

Nein, ein Einmarsch in die Ukraine würde wohl keinen großen Krieg auslösen. Denn die ach so besonnenen Eliten Deutschland und im Rest des Westens würden erst mal Krisenstäbe einberufen, dann differenzieren und abwägen und sich zuletzt für nicht zuständig erklären. Und russisches Erdgas ist ja auch ein Argument. US-Präsident Joe Biden hat schon zum Thema Krieg abgewinkt, auch Italiens Regierungschef Mario Draghi sinnierte öffentlich über die Sinnlosigkeit eines bewaffneten Einschreitens. Appeasement überall.

Der Schatten des Hungergenozids

Ja, die Angelegenheit hätte dennoch erhebliche Folgen. England und Amerika würden wohl Truppen im Baltikum und in Polen verstärken und die ukrainische Armee mit Waffen versorgen. Vermutlich würde zunächst der Rubel und auch die Börse in Moskau erstmal in einer Schreckreaktion in die Knie gehen.

Doch letztlich würde Moskau das Donezkbecken von der Ukraine abtrennen, wo eine ethnisch russische Mehrheit lebt. Damit würde die Saat der Ansiedlungspolitik aus den Dreißiger Jahren aufgehen, als die UdSSR ihre Arbeiter in der Kohle- und Erzregion gut mit Getreide versorgen ließ und dafür Millionen von Menschen im agrarischen Teil der Ukraine ausplündern und verhungern ließ. Der Genozid namens Holodomor sollte zudem die Unabhängigkeitsbestrebung der Ukraine unterdrücken, die deshalb im Zweiten Weltkrieg mit der Wehrmacht kämpfte.

Wann, wenn nicht jetzt?

Wir teilen die Einschätzung des Blogs „Capitalist Exploits“, dass das Risiko einer Invasion am Markt unterschätzt wird. Wir meinen: Wann, wenn nicht jetzt, mit einem senilen Präsidenten in den USA, sollte Moskau losschlagen? Die wahrscheinliche Antwort des Westens: ein Ausschluss Russlands aus dem Bezahlsystem SWIFT für russische Banken. „Capitalist Exploits“ zitierte den Demokraten Bob Menendez aus New Jersey, Senate Foreign Relations Chairman: “The Russian banking sector would be wiped out.  (….) Sovereign debt would be blocked. Russia would be removed from the SWIFT payment system … What is being discussed is at the maximum end of that spectrum, or as I have called it, the mother of all sanctions.” Zudem könnte es Sanktionen gegen die Gaspipeline Nordstream geben.

Luftnummer SWIFT und Cyber War

Doch wäre SWIFT wirklich eine echte Sanktion? Russland hat keinerlei Schulden. Und außerdem hat das Land ein alternatives Bezahlsystem entwickelt: An dem  System for Transfer of Financial Messages (SPFS) sind zwar nur 400 russische Banken und Firmen sowie acht ausländische Banken beteiligt. Doch es könnten schnell mehr werden. Vor allem, da die Bande zu China enger werden und Indien Interesse signalisiert hat.

Letztlich könnten SWIFT-Sanktionen zu einem unangenehmen Boomerang für den Westen werden. Vermutlich würde Russland einen Cyber War vom Zaun brechen. Wir ergänzen: Daran würden sich  China und Nordkorea mit Freude beteiligen – und letztlich die gesamte westliche Wirtschaft schwer treffen. So nannte das World Economic Forum den möglichen Fallout einer koordinierten Hacker-Attacke auf den Westen: Schließung von Banken über mehrere Tage, Absturz des Online-Banking. Schulden-Moratorien, also Einstellung von Kreditrückzahlungen. Abkoppelung der Welt von großen Währungen wie Dollar, Pfund und Euro. Stellen Sie sich vor, welchen Absturz die Börsen hinlegen würden.

Das sind die Gegenmittel

„Capitalist Exploits“ fuhr fort, die Menschen könnten unruhig werden, Kriegsrecht drohe. Dazu die Rationierung von Lebensmitteln. Die Gegenmittel: Aufbau von Reserven an Lebensmitteln und Energie. Eine Bankverbindung in Russland. Kauf von harten Assets. Etwa Kupfer. Basismetalle. Offshore Öl und Gas, vor allem aus Russland. Seltene Erden. Gold. Kohle. Außerdem Logistik. Osteuropa: Kapital dürfte in den polnischen und russischen Aktienmarkt fliehen. Der US-Dollar werde sich trotz allem langfristig zum sicheren Hafen entwickeln. Wir sind gespannt, wie sich die Sache entwickelt. Die Bernstein-Bank rät allen Tradern, das Thema in den Realtime-News im Blick zu behalten.

 

 


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