10.03.2023  – Die SVB Financial Group braucht dringend Geld. Die geplante Kapitalerhöhung schickte die Aktie um rund 60 Prozent in die Tiefe. Jetzt geht die Ansteckungsgefahr um: Denn die SVB ist stark im Geschäft mit kleinen und mittleren Tech- und Biotech-Firmen im Silicon Valley engagiert. Läuft hinter den Kulissen etwa eine große Krise in diesen Branchen? Und wie steht es um die anderen Banken? Die Angst wächst. Wo doch gerade eben die auf Cyber Currencies spezialisierte Silvergate Capital verendet ist.

Goldman Sachs kommentierte, Hedge Fonds hätten eine Short-Attacke auf die Finanzbranche gestartet. Der Sektor rutschte gestern so stark ab wie seit rund drei Jahren nicht mehr: Der KBW Bank Index verlor 7,7 Prozent, das ist der größte Verlust seit dem Juni 2020. Der Indikator der Investmentbank Keefe, Bruyette and Woods misst die Performance von 24 Bankaktien. Bank of America, Wells Fargo oder JPMorgan Chase beispielsweise verloren kräftig. Die Aktie von JPM sehen Sie hier im Vier-Stunden-Chart.

Das war der Auslöser für den Kursrutsch: SVB Financial meldete für das erste Quartal ein  Milliarden-Minus. Das Institut musste sein Anleihen-Portfolio von 21,5 Milliarden Dollar mit einem Verlust von 1,8 Milliarden Dollar verkaufen und braucht jetzt frisches Geld. SVB will daher eine Kapitalspritze von 2,25 Milliarden Dollar, um den aktuellen Cash Burn zu überleben. Konzernchef Gregory Becker musste am Telefon die Nerven der Kunden beruhigen. Doch Branchengrößen aus der Venture-Capital-Szene wie der Founders Fund von Peter Thiel riefen dazu auf, das eigene Geld wegen Insolvenzgefahr abzuziehen. Hedge-Fondsmanager Bill Ackman twitterte, Washington müsse über einen Bailout nachdenken, um die Gelder der Anleger zu retten. Das klang doch sehr nach der Finanzkrise 2008…

Höhere Zinsen stoppen Startups

Wie es aussieht, machen sich die höheren Zinsen im Geschäft mit Wachstumsfirmen drastisch bemerkbar. Die oben erwähnten Tech- und Biotech-Firmen beispielsweise erzielen häufig noch keine Gewinne und leben auf Pump – im Zuge des Tightening müssen sie höhere Kosten für die Kreditaufnahme stemmen, sie fahren daher offenbar die Aufnahme neuer Darlehen zurück. Was Banken das Geschäft verdirbt, aber auch die Existenz der Hightech-Firmen gefährdet; sowie eine Bereinigung in den Branchen nach sich ziehen dürfte plus Entlassungen – und für Trader Short-Chancen beim Nasdaq zur Folge hat.

Und noch eine schlechte Nachricht aus dem Finanzsektor sorgte für Nervenflattern: Die Krise im Markt für Digitalwährungen wie Bitcoin und Ether hat Silvergate Capital endgültig dahingerafft. Die Kryptobank gab bekannt, sie werde ihren Betrieb einstellen und die eigene Abwicklung einleiten. Die Papiere von Silvergate Capital brachen außerhalb der großen Indizes um rund ein Fünftel ein.

Was tut die Fed?

Bullishe Anleger hoffen auf Entspannung an der Zinsfront: Gerade liefen die Zahlen ein für die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, ein Kurzfristindikator für den Jobmarkt; diese waren überraschend stark gestiegen. Was Spekulationen ausgelöst hatte, dass die Federal Reserve den Kampf gegen die hohe Inflation eventuell nicht ganz so gnadenlos führen könnte. Weil höhere Zinsen eben die Konjunktur abwürgen.

Heute steht der Arbeitsmarktbericht für Februar an, wenn Sie diese Zeilen lesen, dann wissen Sie vielleicht schon mehr. Analysten erwarten erneut einen deutlichen Stellenaufbau und eine Arbeitslosenquote auf dem tiefsten Stand seit mehr als 50 Jahren. Auch die Lohnentwicklung dürfte genau beobachtet werden. Falls die Zahlen so stark ausfallen wie prognostiziert, dürfte die Notenbank keinen Grund zur Zurückhaltung bei weiteren Zinserhöhungen sehen. Allerdings wird sich die Fed die Entwicklung bei den Banken genau anschauen. Wir sind gespannt und halten Sie auf dem Laufenden – die Bernstein Bank wünscht viel Erfolg!

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