24.06.2022  – Abseits vom Getöse von Wall Street läuft im Agrarmarkt gerade ein größeres Event. Der Baumwollpreis stürzt ab. Der Einbruch im Konsum im Zuge der weltweit steigenden Inflation trifft die Cotton-Farmer und –Mills hart. Die sich anbahnende Rezession überwiegt die drohende Angebotsverknappung durch schlechte Ernten.

Wie es aussieht, ist gerade der seit Frühjahr 2020 laufende Bullenmarkt gebrochen worden. In der Corona-Krise war im März 2020 ein Pfund Baumwolle für rund 51 Cents zu haben – in diesem Frühjahr hatten wir gut 155 erreicht. Inzwischen sind wir unter 100. Sorgen müssen sich die Bären allerdings wegen der inzwischen gerissenen Kurslücken, die Sie im Tageschart erkennen. Diese im rapiden Ausverkauf geöffneten Gaps werden irgendwann geschlossen – nur wann?

 

 

Die deflationäre Corona-Krise hatte zunächst für einen Absturz der Preise gesorgt. Dann liefen  die ganzen globalen Hilfsprogramme an und die Nachfrage stieg. Jetzt ist der Zyklus offenbar wieder gedreht worden: Die Inflation tobt, eine neue Rezession droht weltweit, die Federal Reserve zieht die Zinsen an, Europa wird folgen. Wer Angst hat, seinen Job zu verlieren und wessen Haushalskasse durch die Inflation aufgefressen wird, wer zudem sein Häuschen mit einer flexiblen Hypothek finanziert hat und steigende Zinsen schultern muss, wird eben sparen – und  kauft eben weniger Kleidung, Heimtextilien oder Möbel.

Drohende Rezession und Käuferstreik

Das Schicksal des Baumwollpreises liege in der Hand der Verbraucher, urteilte gerade Analyst Jeff Thompson von der Autauga Quality Cotton Association, das ist ein US-Verband für die Vermarktung der Ware. Er urteilte, vermutlich werde die Vernichtung der Nachfrage die Ausfälle in der Produktion überwiegen, dazu weiter unten mehr. Und weiter: Der Konsum werde von steigenden Preisen, höheren Zinsen und dem Absturz der Vermögenswerte getroffen. So liege die Verbraucherstimmung in den USA aktuell bei 50,2 Zählern nach 58,4 Punkten im Vormonat – und 85,5 vor einem Jahr. Schon jetzt sieht er ein leichtes Überangebot: Die globale Verarbeitungsrate in den Mühlen liege bei schätzungsweise 121,5 Millionen Ballen. Von den Feldern kämen aber 121,7 Millionen Ballen. Und: „It is easy to surmise a significant decline in mill use is very probable given the ominous shadow world economies are casting around the globe.“

Sanktionen gegen China

Allerdings gibt es durchaus bullishe Argumente für Baumwolle. So trat Anfang dieser Woche in den USA der Uyghur Forced Labor Prevention Act (UFLPA) in Kraft, wie der „Guardian“ meldete. Dieses Gesetz verbietet wegen der Unterdrückung der Uighuren die Einfuhr von Baumwolle aus dem Gebiet Xinjang im Nordwesten Chinas. Rund ein Fünftel der Baumwolle auf dem Weltmarkt stammen aus dem Reich der Mitte – und 84 Prozent davon kommen wiederum aus Xinjiang. Vermutlich wird die Ware irgendwo anders abgenommen. Allerdings ist Amerika der preisbestimmende Markt und hier fällt für die US-Farmer jetzt die chinesische Konkurrenz weg.

Dürregefahr

Die US-Lobbygruppe Cotton Incorporated verwies zudem auf die Dürre in den USA und in anderen Ländern: „Too, both China and India are facing a combination of heat and some drought problems.  Further, the worlds five largest cotton producing countries are all facing some level of uncertainly about a drought/heat reduced cotton crop.“ Wir ergänzen: Es ist sicher nicht ganz uneigennützig, wenn ein Hersteller-Verband Produktionsausfälle und damit in Konsequenz steigende Preise sieht. Richtig liegen kann er trotzdem.

Unser Fazit: Der bestimmende Faktor für den Baumwollpreis ist die drohende Rezession. Es ist kein Wunder, dass der Absturz des Baumwollpreises mit der Zinswende und dem Eingeständnis der Federal Reserve einhergeht, ein Soft Landing – also eine Rückkehr zur Normalität ohne Krise – sei eine große Herausforderung. Allerdings könnten massive Ernteausfälle das Pendel wieder herumwerfen. Das gleiche gilt für einen Stimmungsumschwung im globalen Finanzmarkt – schon jetzt hoffen einige Analysten auf ein Ende der Zinserhöhungen und sogar auf ein neues Quantitative Easing, also eine erneute Geldflutung. Sie sollten also die Realtime-News im Auge behalten. Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

 

 


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