Der politische China-Crash

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28.07.2021 –Special Report. Jetzt dürften die Bullen bald wieder den China-Markt überrennen: Die chinesische Börsenaufsicht hat offenbar Großbanken zum Eingreifen aufgefordert. Schon zuvor kursierten Gerüchte, dass ein chinesisches Plunge Protection Team den Markt stabilisieren wird.

Banken an die Front

Ist das die Kehrtwende? Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, die chinesische Börsenaufsicht habe in einem virtuellen Meeting Manager von Investmentbanken aufgefordert, die Ruhe am Markt wieder herzustellen. Auch sollten sie die kursierenden Ängste wegen des Eingriffs im Markt für private Schulangebote dämpfen. Ungenannten Quellen zufolge soll Fang Xinghai, Vize-Chef der China Securities Regulatory Commission, das hastig einberaumte Meeting geleitet haben. Die Message an die Banken: Die Eingriffe im Erziehungssektor würden keine Firmen in anderen Industriezweigen schädigen.

Heftiger China-Crash

Allerdings ist nicht nur im Bildungssektor einiges Porzellan zerschlagen worden. Da werden wohl einige Funktionäre nervös – immerhin hat der CSI 300 seit Februar knapp ein Fünftel vom Hoch verloren. Goldman Sachs stellte fest, dass der Börsenabsturz rund 15 Basispunkte vom Wachstum des Bruttoinlandsprodukts gekostet hat.

Börsenstars im Visier

In den vergangenen Tagen wurden die Börsenstars Tencent, BYD, Alibaba oder Baidu regelrecht massakriert. Vorige Woche hatte Chinas Internetbehörde Alibaba und Tencent Strafen in ungenannter Höhe für angeblich sexuelle Darstellungen in Zusammenhang mit Kindern verhängt. Dabei geht es um Inhalte, die Nutzer auf den Plattformen hochgeladen haben sollen.

Didi wird exekutiert

Der gerade erst an der Wall Street gelistete Uber-Konkurrent Didi verlor am Freitag im New Yorker Handel schon ein Fünftel an Wert, dann ging es weiter. Der Kurs hat sich in etwa halbiert. Didi war am 30. Juni gegen den Rat der chinesischen Regierung in New York an die Börse gegangen. Das geht natürlich gar nicht – niemand handelt in China gegen den Willen der Apparatschiks. Und so wurde die App von Didi aus chinesischen App Stores entfernt. Die Regierung hatte mitgeteilt, dass sie das Unternehmens wegen Bedenken in Sachen Cyber Crime überprüften will.

Böse kapitalistische Nachhilfe

Und erst am Weekend nahmen die Kommunisten den Online-Sektor für Nachhilfe ins Visier. Die chinesischen Staatsmedien gaben gerade neue Regeln bekannt, wonach künftig Nachhilfe für Schüler während Schulferien und an Wochenenden verboten ist. Weiter dürfen Firmen, die Schullehrprogramme anbieten, damit keine Gewinne mehr erzielen oder an die Börse gehen. Auch sind zukünftig Lernangebote für Kinder unter sechs Jahren verboten. Politiker äußerten, der Bildungssektor in China sei „vom Kapital gekapert“, wie Finanzmarktwelt.de berichtete.

Bullen-Signale in den Medien

Nun also die versöhnlichen Töne. Nach drei harten Tagen wird jetzt vielleicht das mystische „National Team“ in China eingreifen. Die „Securities Daily“ und das „Securities Journal“ bliesen das Signal in die Welt: Der Absturz sei nicht von Dauer, alles werde sich allmählich stabilisieren. Doch ist die Baisse damit gestoppt? Vermutlich, falls die kommunistischen Funktionäre glauben, dass sie klargemacht haben, wer Herr im Hause ist. Oder falls die Hardliner von den Pragmatikern gestoppt werden.

Politische Börse

Wer jetzt auf der wirklich sicheren Seite long gehen will, sollte allerdings auf eine Bestätigung von ganz oben warten: In dieser Woche tagt das Politbüro. Der Markt wartet auf eine Zusicherung, dass sich die Kommunisten in Zukunft aus der Börse heraus halten.
Und damit wären wir beim Trading-Thema: Dieser Crash ist ein politischer Absturz. Und politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine. Der Markt ist nun extrem überverkauft. Wie es aus der Ferne aussieht, wollten einige Hardliner in Peking ein Exempel statuieren. Vielleicht wollte auch Partei-Bonzen unliebsame Konkurrenz ausschalten. Falls der Machtkampf weitergeht, könnten noch weitere Aktien abgeschossen werden. Sie sollten auf jeden Fall die Realtime-News im Auge behalten. Egal ob long oder short – die Bernstein-Bank wünscht viel Erfolg!


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