Die Lehren aus dem SVB-Desaster

15.03.2023  – Der Finanzkollaps scheint erst einmal abgewendet. Soweit der Konsens an der Wall Street – die Kurse stabilisieren sich, viel Geld flieht aus kleinen, regionalen Banken in große Institute. Wer allerdings hinter die Kulissen blickt, erhält den Eindruck dass der große Crash nur aufgeschoben ist.

Atempause nach turbulenten Tagen. Die Börse atmet durch, große Bankaktien zeigen Zeichen einer Erholung. Hier noch einmal stellvertretend für andere Institute der Stundenchart von JPMorgan.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Eine erste Lehre: Die Federal Reserve geht möglicherweise das Tightening nicht mehr so scharf an. Das würde bedeuten: Pause bei den Zinserhöhungen, vielleicht sogar ein Zurückdrehen des Zyklus. Neben Goldman Sachs geht auch Barclays inzwischen davon aus, dass die Fed in der kommenden Woche die Zinsen nicht erhöhen wird. Was die Börse freuen dürfte, vor allem die Nasdaq. Nächste Woche wissen wir mehr.

Das Anleihen-Risiko

Allerdings würde ein neues Quantitative Easing das laufende Problem der Fehlallokation von Ressourcen nicht lösen. Denn die Silicon Valley Bank ist in die Pleite gerutscht, weil sie den Anlegern höhere Zinsen für ihre Einlagen versprochen hat – die Überrendite musste aber erst einmal erwirtschaftet werden. Wie es aussieht, schaufelte die SVB viel kurzfristig abziehbares Kundengeld in langlaufende Anleihen von Firmen und Staaten, Fristentransformation nennt sich das, wie uns „Tichy’s Einblick“ erklärt. Das ging lange gut, weil selbst unfähige Zombie-Banken im Nullzins noch Geld verdienen konnten. Langlaufende Bonds verloren allerdings wegen der steigenden Zinsen in den vergangenen Wochen rapide an Wert. Das Ergebnis war bei der SVB der Verlust von rund 1,8 Milliarden Dollar bei Bonds.

Sie schliefen tief und fest

Vermutlich stehen wir vor einer schärferen Banken-Regulierung. Wobei wir uns fragen, wo denn die Aufseher bislang waren und warum sie auch bei der Signature Bank tief und fest schliefen. Und das bringt uns zum Problem des politischen Hofschranzentums in der Wirtschaft. Schon wettern die Republikaner, mit der Einlagen-Garantie für die Konten habe der Staat auf Kosten der Steuerzahler vor allem die Kulturschickeria an der Ost- und Westküste gerettet. Leider ist da etwas dran.

Wo sind die Profis?

So hat die konservative „New York Post“ mal nachgebohrt, wer so alles im Verwaltungsrat der Silicon Valley Bank tätig waren. Wir sehen viele woke Unterstützer der Democrats, die wenig bis keine Ahnung hatten vom Bankengeschäft. Beispiele gefällig: Kate Mitchell, ist eine Startup-Veteranin, die Scale Venture Partners mitgegründet hat. Sie hat sich stets sehr um Diversity bemüht. Als Hillary Clinton 2016 gegen Donald Trump verlor, musste sie erstmal in einen Shinto-Tempel, um sich zu erholen. Board-Member Elizabeth “Busy” Burr ist auch Interim-CEO bei RiteAid, das ist eine Online-Apotheke und Drogerie. Außerdem setzt sie auf Improvisationstheater.

Ebenfalls im SVB-Verwaltungsrat: Garen K. Staglin, Besitzer des Weingutes Staglin Family Vineyard. Und ein guter Nachbar des Weingutes Napa Valley, das der ehemaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und ihrem Ehemann gehört. Weiter mit dabei im SVB-Board: Mary J. Miller, ehemalige Unter-Staatssekretärin im Treasury Department unter Barack Obama. Sowie gescheiterte Bürgermeister-Kandidatin in Baltimore. Immerhin arbeitete sie lange bei der Investment-Firma T. Rowe Price. Laut „New York Post“ war Tom King im Aufsichtsgremium der einzige Profi im großen Bankengeschäft. Er diente 35 Jahre in der Branche, unter anderem bei der Citigroup und Barclays.

Blicken wir noch kurz auf die Signature Bank: Laut „New York Post“ war deren Chairman Scott Shay im vorigen Oktober ein Co-Gastgeber des Seminars “Know Your Pronouns”. Statt „he“ oder „she“ sollten die Teilnehmer lernen, “Ze” und “Hir” zu verwenden.

Pest oder Cholera

Das Fazit aus alledem: Die Wurzeln der Krise sind nicht ausgerissen. Und die Fed hat weiter die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder sie senkt den Zins wieder und rettet damit kleine Spezialbanken mit unfähigem Personal – und verhindert so eine breite Bankenpanik. Damit riskiert die Fed allerdings eine massive Inflation. Was wiederum zu einer Wirtschaftskrise führen könnte.

Oder aber die Fed erhöht die Zinsen. Und schwache Banken sowie große Teile der Branchen, die von ihnen mit Geld gefüttert werden – Crypto, Biotech, Hightech – springen über die Klinge. Dann waren die vergangenen Tage nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Systemrelevante Banken, die „too big to fail“ sind, dürften profitieren. Doch welche wären das genau? Fest steht, dass die Vola versierten Tradern gute Rendite verspricht. Wir sind gespannt, wie es weitergeht – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

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