19.07.2022  –  Der Streaming-Dienst ist ein hübsches Beispiel dafür, wie wichtig es ist, ganz genau die Realtime-News zu verfolgen. Und Querverbindungen zu ziehen zwischen der Volkswirtschaft sowie dem Können des Managements. Vielleicht wird Netflix zum Phönix, der aus der Asche steigt. Vielleicht verbrennt der Titel erneut. Legen wir also die Aktie unter die Lupe.

Für alle Netflix-Bullen waren die vergangenen Monate eine harte Tortur. Der Wochenchart spricht Bände – sowohl die 50er-Linie als auch der gleitende 200er-Durchschnitt sind meilenweit entfernt. Und damit widmen wir uns der Frage, warum die Aktie überhaupt so stark abgestürzt ist.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Zweifel am Sinn der Lockdowns

In Amerika, wo es keine nennenswerten vom Staat getragenen TV- und Radiokanäle gibt, und wo es starke Verlage gibt, die nicht von der Regierung mit Werbekampagnen gekauft, pardon: gestützt werden, sind negative Impffolgen schon länger diskutiert worden. Genau wie der Sinn von Lockdowns. Ergo könnte sich bei vielen Investoren die Einsicht durchgesetzt haben, dass eine Quarantäne nichts bringt. Und damit ist der große Umsatzschub für Netflix weggebrochen. Jedenfalls lag das Hoch der Aktie genau im großen Corona-Frust Ende 2021, als von heute auf morgen Einreisebeschränkungen ausgerufen und Wellness-Räume geschlossen wurden. Vielleicht lief hier die letzte große Abo-Welle.

Rezessionsangst

Zudem sorgt aktuell die Furcht vor einer Wirtschaftskrise dafür, dass sich Anleger von allen Assets trennen, deren Produkte nicht unbedingt notwendig sind. Streaming-Dienste sind es jedenfalls nicht, wenn die Inflation die Haushaltskasse auffrisst. Lebensmittel und Energie dagegen schon. Netflix ist also einer der Top-Rezessionsverlierer.

Get woke, go broke

Ein anderer wichtiger Grund für den Niedergang ist vielleicht, vielleicht die bei Netflix vorherrschende Denke im Top-Management. So sieht das Investment-Blog „Portfolio Armor“ einen direkten Zusammenhang zwischen dem Beginn der Ausstrahlung von „Cuties/Mignonnes“ im Sommer 2020 und dem Absturz der Aktie – der Vorwurf: Pädophilie. Die Sexualisierung von Kindern sorgte vor allem unter den US-Republikanern für Entrüstung, in den intellektuellen Zirkeln hierzulande sowie an der Ost- und Westküste aber eher für blasierte Gleichgültigkeit. Wobei wir fairerweise anmerken, dass es auch nach „Cuties“ für die Aktie noch eine Weile nach oben ging.

Auf die Kunden kommt es an

Doch vielleicht sind solche Werke wirklich Faktoren für Zuschauerfrust, die sich erst mit einer gewissen Zeitverzögerung auf das Neugeschäft auswirken. Das Unternehmen hatte schon für das erste Quartal überraschend  einen Rückgang im Kundenstamm von 200.000 melden müssen – prognostiziert worden waren 2,5 Millionen Neukunden. Das erste Minus seit Jahren! Für das zweite Quartal hatte der Konzern einen weiteren Rückgang zahlender Abonnenten von rund zwei Millionen angekündigt. Wobei die Schrumpfkur auch an Preiserhöhungen liegt. Grund genug jedenfalls für die UBS, das Preisziel von 355 auf 198 Dollar zu senken.

Die Frage ist nun, ob es Netflix schafft, den Abwärtstrend umzukehren. Das Mittel dazu soll das Angebot eines werbebasierten Abonnements sein, das günstiger ist als das normale Abo. Wir sind gespannt. Falls Netflix mit seinen Zahlen positiv überrascht, ist die Aktie durchaus ein Aufholkandidat. Zumal die starken Abo-Zahlen erst zum Jahresende kommen werden, wenn es sich die Menschen in der kalten Jahreszeit wieder zuhause vor dem Fernseher gemütlich machen. Ob long oder short – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!


Wichtige Hinweise:

Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie alle korrelierenden Risiken vollständig verstanden haben. Lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten. CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.