Panik der Pensionsfonds

29.09.2022  – Fortsetzung der Sterling-Story: Wir haben gerade schon wieder eine Intervention erlebt. Diesmal hat die Bank of England durch Käufe von Staatsanleihen das britische Pfund gestützt. Und den britischen Finanzmarkt gleich mit. Denn offenbar grassierte unter Pensionsfonds die Panik. Die Lage im Vereinigten Königreich ist deswegen so interessant, weil sie ein Lehrstück dafür bieten könnte, was in Euroland oder in den USA blüht.

Mächtig Movement im Devisenmarkt: „Cable“ hat eine imposante Kehrtwende eingelegt, wie Sie im Stundenchart sehen. Der Grund: Die Bank of England teilte mit, sie werde mit einem vorübergehenden Programm zum Kauf von Staatsanleihen für Stabilität auf den Finanzmärkten sorgen. Das Ziel sei es, „materielle Risiken für die finanzielle Stabilität des Vereinigten Königreichs“ abzuwehren. Wir hatten ja jüngst an dieser Stelle geäußert, dass es nach einer Intervention riecht.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Kein Wunder, es geht ums Ganze – Systemstabilität. Der Hintergrund sind die vor dem Wochenende angekündigten Pläne zur Steuersenkung, in Höhe von 45 Milliarden Pfund, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Wir hatten gerade darüber berichtet. Parallele Ausgabenkürzungen kündigte London nicht an, weshalb die geplanten Maßnahmen die Staatsverschuldung in die Höhe treiben dürften.

Flucht aus Gilts

Die Anleger reagierten und flohen aus britischen Anleihen. Tatsächlich sind zuletzt die Renditen für britische Gilts kräftig nach oben geschossen. Der US-Fernsehsender CNBC meldete, der eigentliche Grund für den Eingriff sei die Tatsache, dass bei den Pensionsfonds schlicht Panik herrsche. Einige der gehaltenen Bonds hätten in wenigen Tagen rund die Hälfte ihres Wertes verloren. Und noch sei die Lage für viele Fondsmanager nicht bereinigt – wir vermuten weitere Intervention von Westminster oder der BoE. Oder einen Politikwechsel.

Weg mit QT

In diesem Sinne äußerten sich Antoine Bouvet, James Smith und Chris Turner, Ökonomen bei der Bank ING: Es wäre definitiv besser, wenn die Notenbank auf lange Sicht Gilts kaufe und das Quantitative Tightening aussetze. Genau darauf hofft auch der globale Finanzmarkt, wie sich an der weltweiten Kettenreaktion zeigte. So zogen beispielsweise US-Aktien davon, weil die Gefahr einer Ansteckung aus Großbritannien erstmal gebannt scheint. Auch Commodities profitierten vom steigenden Appetit auf Risiko und der Dollar zog sich zurück.

Die Moral aus der Geschicht: Quantitative Tightening und Rezession passen nicht. Vielleicht haben wir gerade aus London den ersten Beleg dafür gesehen, dass die Notenbanken notfalls doch den Kurs ändern. Denn eigentlich bedeutet QT ja das Ende von Anleihekäufen, um kein Kapital in den Markt zu leiten und damit die Inflation anzuheizen. Die Bernstein Bank behält die Lage für Sie im Blick!

CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.