23.09.2022  – Großereignis am Devisenmarkt: Die japanische Notenbank hat interveniert und den Yen gestützt. USDJPY reagierte umgehend und heftig. Wir fragen uns jedoch, ob das gewünschte Ergebnis – ein stärkerer Yen – Bestand haben wird.

Welch eine Woche: Gleich mehrere Notenbanken haben die Zinsen erhöht. Und das größte Ereignis an diesem „Super Bank Thursday“ war die Intervention in Tokio. Der erste Schritt dieser Art seit 24 Jahren – Dollar verkauft, Yen gekauft; 2011 war es umgekehrt – erwischte viele Trader auf dem falschen Fuß. Viele waren davon ausgegangen, dass Tokio nur blufft. Somit ging es heftig bergab, wie Sie im Stundenchart von USDJPY sehen. Doch nach Vorlage der US-Arbeitslosenzahlen erholte sich der Greenback wieder etwas. So lagen die Neuanträge auf Arbeitslosengeld bei 213.000, erwartet worden waren 218.000. Und inzwischen scheint der Effekt schon wieder zu verfliegen.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Die Intervention war recht trickreich ausgeführt und sollte offenbar so viel wie möglich Spekulanten niedermähen. Denn die Bank of Japan tat erstmal gar nichts – sie beließ am Donnerstag die kurzfristigen Zinssätze bei minus 0,1 Prozent und ihr Ziel für die Rendite der zehnjährigen Japan-Bonds bei 0,25 Prozent. Notenbank-Gouverneur Haruhiko Kuroda teilte mit, dass er eine Straffung der Geldpolitik nicht für ein geeignetes Mittel zur Stabilisierung des Yen hält. Und der Markt ging davon aus, dass alles auf Sicht von zwei bis drei Jahren so bleiben wird. Daraufhin rutschte der Yen auf ein 24-Jahres-Tief.

Und dann kam die Kehrtwende. Masato Kanda, Vize-Finanzminister für internationale Angelegenheiten, sagte Reportern, Japan habe mit einer mutigen Aktion in den Markt eingegriffen.

Notenbank vs. Finanzministerium

Viele Trader hatten zuvor die jüngsten Warnungen aus der Politik als billigen Bluff abgehakt. So hatte jüngst Finanzminister Shunichi Suzuki gesagt, Tokio schließe keine Schritte aus, um den Fall des Yen zu stoppen, einschließlich staatlicher Interventionen. Doch nach dem Statement der Notenbank gingen Trader davon aus, dass der Yen weiter schwindsüchtig bleibt. Aus der Ferne betrachtet sieht das alles nach einem Konflikt zwischen Finanzministerium und den Währungshütern aus.

Inflation kein Problem?

So spielte Notenbank-Chef Kuroda die Teuerung herunter. Er hatte kürzlich erklärt, dass die Inflation wahrscheinlich bis 2023 auf 1,5 Prozent zurückgehen wird. Im August hatte die Verbraucherinflation in Japan allerdings August 3 Prozent erreicht und zum fünften Monat in Folge das Ziel der Bank von 2 Prozent übertroffen. Vermutlich sieht die BoJ ein Ende externer Schocks wie den Ukraine-Krieg oder die gestörten Lieferketten im Zuge von Corona. Plus ein Anspringen des Export-Motors, was den Yen stützen würde.

Das Finanzministerium beurteilt die Sache wohl anders. Das Problem: Mit dem schwachen Yen werden Importe teurer, da der Nippon bei Lebensmitteln und Energie weitgehend von Einfuhren abhängig ist. Und hier klettern die Preise rasant. Somit setzte die Politik eine Intervention durch.

US-Rendite vs. Forex-Reserven

Die Frage ist nun wie es weitergeht. Tokio verfügt über Devisenreserven in Höhe von umgerechnet 1,3 Billionen Dollar – der zweitgrößte Bestand auf der Welt nach China. Das ist eine Menge Munition, um den Yen immer wieder mal zu stützen. Allerdings wird die japanische Währung von einem gewaltigen Strom nach unten gezogen – und das ist die Zinsdifferenz zu den USA. Der Rendite-Bedarf von institutionellen Investoren überall auf der Welt und nicht zuletzt in Japan, die derzeit massenhaft US-Bonds kaufen, dürfte dem Yen bald wieder zusetzen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.