Finance

07.09.2020 –Special Report. Labor Day in den USA an – erst ab jetzt konzentrieren sich die Amerikaner traditionell auf die Präsidentschaftswahl. Der Urnengang dürfte eine der wichtigsten Entscheidungen seit der Wiederwahl von Abraham Lincoln 1864 mitten im Sezessionskrieg werden. De facto ist ein neuer Bürgerkrieg möglich. Mit verheerenden Folgen für den Finanzmarkt. Wir beleuchten die möglichen Szenarien.

Überlastung der US-Post

Explosiv wird die Wahl durch die massenhafte Briefwahl – hier ist mit verspätetem Eintreffen von Ballots zu rechnen. Die Demokraten haben bei ihren eigenen Vorwahlen in New York und Ohio schlechte Erfahrung gemacht. Das Team um ex-Anwärter Mike Bloomberg unkte, vielleicht werde Donald Trump am Wahlabend siegen – aber in den Tagen und Wochen danach durch die Ergebnisse der Briefwahl noch verlieren. Tatsächlich wollen 47 Prozent der Demokraten laut einer Umfrage von USA Today/Suffolk University per Post abstimmen – bei den Reps sind es nur 21 Prozent. Dagegen wollen 56 Prozent der Republikaner am Wahltag in der Kabine abstimmen, aber nur 26 Prozent der Demokraten. Und natürlich steht die Möglichkeit des Wahlbetrugs im Raum.

Das Zittern geht schon los

Wenn der Wahlausgang unklar ist, dann wird es ungemütlich an der Börse. Blaupause für das, was kommen könnte, ist das Jahr 2000: Fünf Wochen hing der Wahlausgang zwischen George W. Bush und Al Gore wegen der knappen Entscheidung in Florida in der Luft. Erst als der Supreme Court eine Neuauszählung untersagte, gab Gore auf – vom Wahltag bis zum 20. Dezember verlor der S&P 500 satte 12 Prozent, wie RBC Capital Markets in Erinnerung rief.
Tatsächlich weist der wichtigste Indikator überhaupt auf ein Wackelszenario hin. Bis vorige Woche zeigte der S&P 500 einen klaren Sieg von Donald Trump. Seit 1984 hat der Index neunmal richtig gelegen, wie der Broker LPL Financial meldete: In den drei Monaten vor der Wahl deuteten steigenden Kurse auf einen Sieg für den Amtsinhaber, Verluste auf einen Triumph für den Herausforderer. Der Stichtag wäre also der 3. August. Seit dem jüngsten Ausverkauf nähert sich der Index aber gefährlich der Verlustzone. Und Andrew DeFeo, Chef von Optimize Advisors, wies im Gespräch mit Fox News auf die anziehende Volatilität bei Optionen auf den S&P für Dezember und Januar hin. Schauen wir uns also an, was passieren könnte.

US100Daily

Szenario 1: Leicht Biden-Baisse

Klarer Sieg von Joe Biden, schnelles Ergebnis: Die Wall Street dürfte in der Breite abtauchen. Denn es drohen neue Steuern, offene Grenzen inklusive kostenlose Gesundheitsversorgung für alle. Big Tech dürfte jedoch profitieren, da Facebook, Twitter, Goole und Amazon die Dems unverhohlen unterstützt haben. Dito dürften Aktien aus dem Umweltsektor anziehen. Dagegen dürften vor allem Öl- und Energieaktien heftig in die Knie gehen – Joe Biden hat hier hin und her gewackelt, doch seine Vize Kamala Harris hat sich eindeutig gegen Fracking ausgesprochen und für einen Green New Deal.

Szenario 2: Massiver Harris-Crash

Klarer Sieg von Joe Biden, schnelles Ergebnis – doch Biden wird kurz nach der Wahl zurückgetreten und von Kamala Harris ersetzt: Harris mag zwar der Darling der Medien und der Kulturschickeria in Hollywood sein. Doch mit dem Durchschnittsamerikaner hat sie nichts gemein.
Da sie eine Einschränkung des Waffenbesitzes via Präsidenten-Dekret ankündigte, wenn sie im Weißen Haus sitzt, könnte sie den Aufstand auslösen. Harris hatte sich hinter die linken Demonstranten in den von unfähigen Demokraten regierten Städten gestellt und für „Defund the Police“ ausgesprochen. Ein von ihr unterstützter Fonds stellte auch Kaution für Unruhestifter, die wieder aus dem Gefängnis kamen und umgehend Schwerverbrechen verübten. Die Menschen hätten bei einem Antritt von Harris weniger Polizei, mehr Gewalt, einen Kuschelkurs mit revoltierenden Linksradikalen und kämen nur schwierig an Waffen, um sich zu verteidigen. Die Amerikaner werden sich dies nicht gefallen lassen. Die Folge wäre ein totaler Crash der Indizes.

Szenario 3: Totales Chaos

Noch übler wäre ein monatelanges Wahlchaos in den USA: Massiver Briefwahl inklusive Neuauszählung in knappen Swing States. Plus endlose Klagen wegen Wahlbetrugs. Konservative Medien wie „The American Mind“ spekulieren bereits über einen Staatsstreich durch das Establishment – der Coup habe mit den Demonstrationen im Mai begonnen. USAWatchdog zitierte einen ehemaligen CIA-Agenten, die Gewalt auf den Straßen habe gerade erst angefangen. Die Frage ist, wer das alles finanziert – viele Provokateure sind im Land umhergeist.
Klar ist: Wenn bis zum Inauguration Day am 20. Januar 2021 kein Ergebnis vorliegt, dann wird es wirklich übel. Präsident und Vizepräsident wären dann weg. Zunächst übernimmt laut dem Presidential Succession Act von 1947 der House-Speaker die Präsidentschaft. Doch in einem Auszählungschaos könnte auch hier die Mehrheit unklar sein. Als nächstes wäre der Mehrheitsführer im Senat dran, aktuell ein Republikaner. Doch auch im Senat stehen 35 Sitze zur Neuwahl an.
In diesem Fall würden Trump und auch die anderen Akteure wohl nicht abtreten und auf eine finale Auszählung pochen. Die Folge für die Börse: Totaler Crash auf nie gekannte Tiefen und eine steile Erholung, wenn die Sache ausgefochten ist.

Szenario 4: Moderater Trump-Crash plus Folge-Hausse

Trump siegt am Wahlabend – national liegt er derzeit zwar schlechter als vor vier Jahren. In den Battleground States wie Wisconsin, Michigan, Minnesota und Florida schlägt er sich aber besser. Danach ein paar Wochen Durcheinander wegen der Auszählung. Die Antifa revoltiert, die Feds greifen sich die Brut. Die Börsianer tauchen ab und gehen auf Nummer Sicher. Dann zeigt Biden Vernunft und gibt seine Niederlage zu. Danach breite Erholung an der Wall Street. Außer bei Big Tech, die vor ihrer Zerschlagung stehen dürften.

Szenario 5: Sofortige massive Trump-Hausse

Vielleicht kommt alles ja ganz anders: Corona ist auf dem Rückzug oder ein funktionierender Impfstoff sorgt für neuen Mut – die Menschen haben keine Angst mehr in die Wahllokale zu gehen. Zudem sehen viele US-Bürger ein, dass die Briefwahl nur Probleme bringt. Wirtschaft und Börse ziehen an, Trump siegt triumphal. Die Bullen dürfen sich auf eine Mega-Hausse freuen. Zumal mit dem Sieg gegen Corona eine kräftige wirtschaftliche Erholung anstehen dürfte.
Die nächsten Wochen werden also spannend. Gehen Sie davon aus, dass die Börse je nach Wahrscheinlichkeit eines Szenarios wild schwankt. Wichtig werden die Live-Debatten zwischen Trump und Biden – die Demokraten sehen ihnen mit Sorge entgegen, da ihr Kandidat zuletzt wieder einige Anzeichen für Demenz zeigte. So las der die Regie-Anweisungen seines Teams bei Interviews mit. Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades – wir behalten die Angelegenheit für Sie im Auge.


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