tesla

23.12.2020 –Special Report. Böser Fall von „Sell the News“: Die Tesla-Aktie hat am Montag ihren ersten Tag im S&P 500 absolviert. Und sie ist gleich um herbe 6,5 Prozent abgestürzt. Gestern war es auch kaum besser, da ging es nochmal um 1,5 Prozent nach unten. Wenn das kein böses Omen für den überhitzten Gesamtmarkt ist. Wir analysieren, was das Mega-Event für Anleger bedeutet.

Ausverkauf bei Tesla

Ernüchternder Auftritt des Giganten: Tesla-Anleger mussten miterleben, wie die Aktie, die bisher von Call-Optionen wie mit einem Staubsauer nach oben gezogen wurde, auf einmal zum Verlierer wurde. Bislang war es steil bergauf gegangen: Vorige Woche hatte Tesla einen Marktwert von rund 615 Milliarden Dollar erreicht. Der E-Auto-Hersteller übertraf damit Toyota, General Motors, Daimler, Volkswagen, BMW, Honda und Ford zusammen – all diese im Vergleich zu Zwergen mutierten Hersteller brachten es nur auf 580 Milliarden Dollar. Dabei hat Tesla bisher kaum Gewinne erzielt. Wie auch immer: Wir gönnen dem genialen serbisch-kroatischen Erfinder Nikola Tesla die späte Ehrung an der Wall Street.

Sell the News

Doch für die Tesla-Aktie könnte die Vorwoche der Gipfel gewesen sein. Craig Irwin, Analyst von Roth Capital Partners, sagte Bloomberg,“Hedge funds will treat this as a negative catalyst for Tesla given buying pressure eases off very quickly.” Es könnte also weiter bergab gehen. Zumal die Aktie nun mit rund 640 Dollar ziemlich weit über der 50-Tage-Linie schwebt, die zuletzt bei 505 Dollar verlief. Und die 200-Tage-Linie als nächstmöglicher Stopp lag bei 315 Dollar.
An das Platzen der Blase glaubte schon vor dem Start im SPX der Index-Pionier Rob Arnott. Der veröffentlichte jüngst einen Artikel namens „Tesla – The Largest-Cap Stock Ever to Enter S&P 500: A Buy Signal or a Bubble?”. Arnott wühlte sich durch Daten aus 31 Jahren und konstatierte, dass eine Aktie, die es unter die ersten 100 schafft, im Jahr nach der Index-Aufnahme um 7 Prozent nachgibt. Für den SPX kein gutes Zeichen. Dagegen lege die für den Newcomer aus dem Index geworfene Aktie um 20 Prozent zu. Ein interessantes Argument also für die Aktie von Apartment Investment and Management, die in diesem Jahr um 46 Prozent verloren hat.

Vielleicht ist die Luft raus

Laut Arnott tendieren die Index-Entscheider bei S&P Dow Jones Indices zu diesem Fehlverhalten: “buy high and sell low.” Und weiter: „too much dependence on companies whose best days may be behind them.“ Arnott sagte Bloomberg: „It’s run up 800% from the March lows. Now you want to add it?“ Seit der News über die Aufnahme in den S&P 500 habe die Aktie noch einmal um 50 Prozent zugelegt – die Frage sei, welche positiven Nachrichten jetzt noch übrig seien. Auch Marktstratege Vincent Deluard von StoneX zeigte sich wenig begeistert. Er schrieb „Time to Fire the S&P 500 Index Committee.“

Goldman sieht kein großes Problem

Chief Equity Strategist David Kostin von Goldman Sachs sah die Index-Aufnahme dagegen positiv, was aber vielleicht nicht ganz uneigennützig ist. Er schrieb: „when Tesla joins the S&P 500 next week it will lift the index P/E ratio by just 0.4 multiple turns, much less than most investors expect.“ Die Aktie werde nur ein Gewicht von rund 1,5 Prozent haben. Soll heißen: Eigentlich ändere sich gar nichts und selbst ein volatiler Gigant wie Tesla werden dem Index nichts ausmachen. Und dann das etwas widersprüchliche Hauptargument von Kostin – das wohl auch die Indexbetreiber sehen: Wäre Tesla mit seiner stellaren Performance schon im ganzen Jahr Teil des Indexes gewesen, wäre dessen Rendite um 2 Prozentpunkte geklettert. Der Titel hat also sehr wohl einigen Einfluss auf den Index.

Apple oder Kassemachen

Wir meinen: Tesla muss jetzt liefern und Gewinne einfahren – sonst könnte die Aktie schnell noch viel mehr Luft ablassen und andere Tech-Titel sowie den ganzen SPX nach unten ziehen. Die Aktie bringt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 280 mit, so viel Hoffnung und Euphorie muss erstmal im echten Geschäft gerechtfertigt werden. Zumal auch andere namhafte Hersteller wie VW und Porsche mit interessanten E-Autos aufwarten und Tesla kein Monopolist ist.
Eine verbleibende mögliche positive News ist die eventuelle Aufnahme in den Dow Jones. Dann müssen noch einmal viele Fondsmanager, die den Index nachbilden, zukaufen – so war es schon jetzt vor der Aufnahme in den SPX. Vielleicht war der aktuelle Rücksetzer auch nur ein völlig natürliches Einstecken von Gewinnen. Mit verantwortlich für den Selloff war auch die Tatsache, dass Apple Pläne für sein selbstfahrendes Auto bekanntgab – welch gemeines Timing des „Project Titan“. Möglicherweise erholt sich TSLA von diesem kleinen Konkurrenz-Schock.

Zeichen für ein Top

Doch vielleicht ist der Auftritt der Mega-Aktie TSLA ein böses Omen für Long-Investoren – ein Signal für den Gipfel des Bullenmarktes. Das kennen wir schon aus der Dotcom-Blase vor rund 20 Jahren: Tolle Weltmarktführer, die null oder wenig Gewinne erzielen, wurden mit gigantischen Bewertungen an der Börse gehandelt.
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