Rente Pension

29.07.2019 – Special Report. In den USA lauert im Verborgenen ein demografischer Sprengsatz. Heimlich, still und leise hat sich die Renten-Lücke zu Besorgnis erregender Größe aufgebaut. 6 Billionen Dollar sollen es sein – wer soll das bezahlen? Die explosiven Zutaten: Überalterung, steigende Pensionsansprüche und weniger Beitragszahler. Dazu kündigt sich eine neue Vertrauenskrise im Hypotheken-Markt an. Dieser Mix kann die Wall Street und damit auch den DAX und den weltweiten Handel in den Abgrund reißen. Wir sagen Ihnen, auf welche Signale Sie achten müssen.

Die Rente ist sicher!

Schon der einstige Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) wollte uns weismachen, dass die deutsche Rente in der bisherigen Form irgendwie finanziert werden kann. Die USA haben das gleiche Problem. Während hierzulande scheinschlaue Politiker versuchen, sich über eine angebliche CO2-Steuer frisches Geld zu beschaffen, soll die Finanzierung in den USA auf Pump laufen. Die amerikanischen Pensionspläne werden durch eine quasi-staatliche Organisation garantiert, die Pension Benefit Guarantee Corporation (PBGC). Doch laut der Website „RealInvestmentAdvice.com“ sitzt die PBGC im Jahr 2025 auf dem Trockenen. Die Lösung des Kongress: Pensionsfonds sollen sich individuell verschulden dürfen, um die Sparer auszuzahlen, wann immer ein Pensionsplan nicht mehr liquide ist. Doch wer leiht schon einem insolventen Fonds frisches Geld?! Das sieht doch sehr nach einem staatlichen Bailout aus – oder nach einem Verlust der Ersparnisse für die Rentner.

Globales schwarzes Rentenloch

Übrigens ist die Rentenfrage kein rein amerikanisches Problem. Die Finanz-Website „Visual Capitalist“ zitierte das World Economic Forum mit der Schätzung, dass es 2015 eine weltweite Finanzierungslücke für die Renten in Höhe von 70 Billionen Dollar gegeben habe. Wenn der Trend nicht gestoppt werde, dürfte die Lücke bis 2050 auf 400 Billionen Dollar angestiegen sein – etwa das Fünffache der heutigen globalen Wirtschaftsleistung. Genau deshalb fürchten sich die Notenbanken vor einer internationalen Rezession. Doch das Epizentrum der Rentenkrise dürften die USA werden, alleine schon, weil hier anders als in totalitären Ländern der Staat das Problem nicht totschweigen kann. Und weil die Krise hier rasch die Börse erfassen dürfte.

Das 6-Billionen-Dollar-Problem

Im April 2016 hatte Moodys die nicht finanzierte Schuldenlast für alle staatlichen und lokalen Pensionspläne in den USA auf 3,5 Billionen Dollar taxiert, schreibt „RealInvestmentAdvice.com“ weiter. Das sei der Betrag, der nicht durch aktuelle oder künftige Rentenbeiträge oder durch Investmentzinsen gedeckt sei. Die Kalkulation basiere auf Zinsen in Höhe von 3,7 bis 4,1 Prozent. Eine andere damalige Schätzung des konservativen Think Tank American Enterprise Institute habe die Lücke bei einer Annahme von 2,6 Prozent Anleiherendite auf 5,2 Billionen beziffert– also auf 5.200 Milliarden Dollar.
Heute tickt die Bombe lauter denn je. Voriges Jahr bezifferte Moody’s Investor Service laut „RealInvestmentAdvice.com“ die gesamte US-Rentenlücke schon auf 4,4 Billionen. Vor einigen Monaten habe die konservative Nonprofit-Organsiation American Legislative Exchange Council das schwarze Rentenloch auf fast 6 Billionen Dollar beziffert. Das wäre fast ein Drittel des amerikanischen Brutto-Inlandsproduktes, es hatte 2018 insgesamt 20,5 Billionen Dollar betragen.

Pension Run

Und die Lage verschärft sich. Aktuell sind gemäß „RealInvestmentAdvice.com“ rund 75 Millionen Baby-Boomer in Amerika in Rente oder sie stehen bis 2030 davor. Das sind rund 26 Prozent der amerikanischen Bevölkerung. Eine gigantische Pension Crisis scheint somit unvermeidbar. Die Krise wird dann ausbrechen, wenn die nächste Rezession die US-Rentner dazu zwingt, ihre Pensionspläne anzuzapfen.

Die nächste Hypotheken-Mauschelei

Und ausgerechnet jetzt, wo Sparen und Vertrauen in den Finanzmarkt die Gebote der Stunde wären, geht eine schlaue Hypotheken-Bank daran, Sparer ohne ausreichende Bonität in neue Darlehen zu locken. Die auf den Immobilienmarkt spezialisierte Website „HousingWire“ meldete, die landesweit aktive Waterstone Mortgage Corporation aus Wisconsin vergebe nun Hypotheken-Darlehen an Menschen ohne jegliche Kredit-Historie. Im Zuge des Non-Traditional Credit Program sollen finanzielle Belege wie Telefonrechnungen, Miete oder Stromrechnung herangezogen werden. Laut Schätzung der Verbraucherschützer des Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) haben rund 26 Millionen Amerikaner keinen Credit Score. Zehn Jahre nach dem Kollaps von Lehman Brothers setzt Waterstone damit wieder auf extrem unsichere Kreditnehmer. Fehlt nur noch, dass diese wackligen Subprime-Darlehen wieder als angebliche Sicherheit in verbrieften Anleihen auftauchen.

Gegenmaßnahmen als Trader

Wie also wehren sich Trader und Investoren gegen die mögliche Explosion der amerikanischen oder gar globalen Rentenbombe? Leider geht das gar nicht. Wenn das gesamte Finanzsystem kollabiert, dann wird Folgendes passieren: Firmen werden Mitarbeiter entlassen, Staaten sparen an Investitionen, Banken kippen um, Geschäfte schließen, Geld wird entwertet. Dann brechen Unruhen aus, die innere Sicherheit kollabiert. In diesem Fall helfen Ihnen nur Waffen, Stacheldraht, gebunkerte Lebensmittel oder Gemüse aus dem eigenen Garten, Benzin für einen Dieselgenerator und Geduld. Vielleicht Gold und Silber in kleinen Stückelungen, um die Vorräte aufzufrischen.
Doch ein totaler Crash kommt nicht von heute auf morgen. In den Monaten zuvor können Sie über Short-Engagements noch den einen oder anderen Euro verdienen, den Sie als CFD Trader dann beispielsweise in Edelmetall umtauschen.
Die ersten Signale wäre die Häufung von Bankenpleiten: Die meisten US-Pensionsfonds dürften ihre Konten bei lokalen Sparkassen, also Savings and Loans, angelegt haben. Wenn die verstärkt geplündert werden, kippen die kleinen Banken zuerst um. Die großen Banken folgen, womit wir einen neuen Credit Crunch erhalten würden, also ein Einfrieren des Kreditmarktes. Weiter würden vor allem Retailer die verstärkte Kaufzurückhaltung spüren, bevor die Krise schließlich die ganze Wall Street und dann die Weltbörsen erreicht.
Hoffen wir also, dass der Worst Case nicht eintritt. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

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