Finanzkrise 2.0 – das Desaster wartet

Finanzkrise

21.06.2019 – Special Report. Bitte anschnallen für den Höllenritt: Den Börsen der Welt droht eine neue Finanzkrise. Wenn die Pessimisten Recht behalten, dann wiederholt sich irgendwann das Geschehen von 2008. Diesmal könnten Collateralized Loan Obligations (CLO) Banken, Fonds und Versicherer in den Abgrund reißen. Und damit Wall Street, Nikkei, DAX und co. gleich mit. Halten Sie sich bereit – wir beleuchten die Hintergründe.

Crash-Prophet warnt vor der nächsten Blase

Vor einigen Tagen riss uns ein Artikel mit einer griffigen und recht apokalyptischen Überschrift aus der sommerlichen Apathie: „Der Sturm zieht auf – Die Blase der Collateralized Loan Obligations und die Parallelen zur Finanzkrise 2008“. Verfasst von Professor Max Otte, seines Zeichens Crash Prophet und Finanzexperte. Er verwies auf Brian Moynihan, Konzernchef der Bank of America, der sich kritisch zum Thema CLO geäußert hatte. Otte selbst merkte an, er habe schon auf dem Fondskongress 2018 in Mannheim vor dieser Blase gewarnt.
Darum geht es, lassen wir Otte selbst sprechen: „Collateralized Loan Obligations sind Verbriefungen von Krediten an Privatpersonen, vornehmlich jedoch von Krediten an Unternehmen, die entweder hoch verschuldet sind und/oder eine mindere Bonität aufweisen. Gleichwohl werden aktuell rund zwei Drittel dieser Ramschpapiere von den bekannten einschlägigen Rating-Agenturen mit „AAA“ bewertet.“
Die Querverbindung zu 2008: Ein CLO „ist vergleichbar mit einer Collateralized Mortgage Obligation (CMO), mit der Ausnahme, dass die zugrunde liegende Schuld ein Firmenkredit ist anstelle einer Hypothek. Mit einem CLO erhält der Anleger planmäßige Schuldzahlungen aus den zugrunde liegenden Krediten und übernimmt das meiste Risiko für den Fall, dass ein Kreditnehmer ausfällt. Im Gegenzug für die Übernahme des Ausfallrisikos wird dem Anleger eine überdurchschnittliche Rendite versprochen.“

Baisse-Gefahr durch steigenden Zins

Eine Gefahr bestehe über die Kopplung zum Zinssatz: Der Kreditzins ist unter anderem an den US-Libor gebunden. Wenn der steigt, könnten Firmen ihren Schuldendienst nicht mehr bedienen. Dann drohe eine Verkaufswelle an CLO. Otte schreibt: „Steigt die Zinslast für die Schuldner in den CLOs noch weiter, könnten bald die ersten dieser „Wertpapiere“ ins Feuer geraten. Dann würde – auch das kennen wir schon – eine Verkaufswelle losgetreten werden, die den Markt einbrechen und austrocknen ließe. Einen Vorgeschmack darauf hatten wir schon für einige Tage im Dezember 2018. Papiere wurden damals nicht mehr gehandelt, weil es keine Käufer gab. Die Lücken in den Büchern der Investoren werden in solchen Phasen gefüllt durch den Verkauf anderer Assets, beispielsweise Aktien.“
Eine Sicherung gibt es laut Otte nicht mehr. Nach der Finanzkrise hatten die US-Aufsichtsbehörden einen Risikoeinbehalt von 5 Prozent für die Emittenten eingeführt. Das wurde im Februar 2019 durch einen Gerichtsbeschluss gekippt. Damit sinken laut Otte die Eintrittshürden für neue Marktteilnehmer.

Schnelles Geld auf der Jagd nach Rendite

Wir begannen zu recherchieren, was sich angesichts der dünnen Berichtslage als schwierig erwies. Darlehensnehmer sind kleine und mittlere Firmen, häufig Startups. Laut einem Bericht von Bloomberg aus dem Dezember 2018 sind dies etwa die Firma Harbor Freight Tools, ein Unternehmen, das Werkzeug zum Discount-Preis verkauft. Harbor Freight Tools bringt es immerhin auf einen Umsatz von 5 Milliarden Dollar. Andere CLO-Kreditnehmer sind AppLovin, eine Firma, die Werbung online vermarktet. Oder Anastasia Beverly Hills, einen Anbieter von Schönheitsprodukten.
Tenor der Bloomberg-Story: Die Geldgeber drängeln sich geradezu bei der Vergabe von Krediten über CLO. Der erste Gewinner in diesem Spiel: Beispielsweise Eric Smidt, der Chef von Harbor Freight Tools. Er besitzt laut Bloomberg eine Superjacht sowie ein schmuckes Anwesen in Beverly Hills, das mit Kunstwerken gefüllt ist. Auch für die Anbieter sind CLO ein attraktives Geschäft: Laut Bloomberg beliefen sich die diversen Darlehen-Fees der strukturierten Kredite für Konsortialbanken, CLO-Vertriebe und Rating-Agenturen im vorigen Jahr auf rund 10 Milliarden Dollar.

Ein gigantischer und intransparenter Markt

Käufer solcher CLO sind Anleger, die im Nullzins-Umfeld eine scheinbar sichere Anlage mit relativ hoher Rendite suchen. Als strukturierter Kredit mit einer regelmäßigen Zinszahlung ist ein CLO zudem für alle Geldgeber interessant, die auf verlässliche Ausschüttungen setzen wie Pensionsfonds oder Versicherungen. Das Magazin „Forbes“ zitiert in einem Artikel aus dem Juni 2019 die Bank von England, demnach beläuft sich der Wert des CLO-Marktes weltweit auf rund 750 Milliarden Dollar. Ein Drittel davon lagere in den Bilanzen von Banken in den USA, Europa und Japan. Allerdings stammen diese Daten von Ende 2017. Wer genau aktuell die Besitzer dieser Dreiviertel Billion Dollar sind, ist unklar. So konnte „Forbes“, nur einen kleinen Teil der Besitzer ausfindig machen.
Demnach halten beispielsweise US-Banken rund 87 Milliarden Dollar an CLO, 81 Prozent davon lägen bei Wells Fargo, Citibank und JP Morgan. Im März 2018 hätten ferner vier japanische Banken CLOs im Wert von 108 Milliarden Dollar besessen; der Löwenanteil liege mit 68 Milliarden Dollar auf dem Konto der Norinchukin Bank, andere Käufer seien die Japan Post Bank, Mizuho und Sumitomo. „Forbes“ schreibt weiter: Der California Public Employees Retirement System (Calpers) sei mit 6,7 Milliarden Dollar der größte Halter unter den Nichtbanken. Danach folge das New York State and Local Retirement System mit gut 3 Milliarden US-Dollar. Außerdem hätten US-Versicherer zum Jahresende 2017 rund 51 Milliarden Dollar an CLO eingekauft. Rund 9 Prozent des CLO-Wertes würden von diversen Fonds weltweit gehalten.

Ansteckungsgefahr bei einer Pleitewelle

Das Problem: Wenn eine Rezession zuschlägt, könnten viele Kreditnehmer auf einmal umkippen. Und die angeblichen Sicherheiten wären dann wertlos. Was die Einkäufer der CLO treffen würde. Und was die Finanzindustrie gerne überspielt. Laut der vollmundigen Eigenwerbung von Guggenheim Investment besteht das Gros der in den CLO verpackten Collaterals aus erstrangigen Bankkrediten; diese werden also zuerst bedient, falls die Firma umkippt. Allerdings gebe es auch einen kleinen Teil von Krediten im zweiten Rang und auch unbesicherte Darlehen.

Der nächste „Big Short“?

Unser Fazit: Das Ganze erinnert tatsächlich frappierend an die Finanzkrise des Jahres 2008. Vor gut einem Jahrzehnt ging die Gefahr von angeblich hochwertigen synthetischen Anleihen aus, die mit Ramsch-Hypotheken unterlegt waren. Käufer dieser Hochrisiko-Anlagen waren damals vor allem Pensionsfonds und ahnungslose Geschäfts- und Investmentbanken, etwa die WestLB, Bear Stearns oder Lehman Brothers. Sie standen am Ende der Kette und verbrannten sich mit der zugeworfenen heißen Kartoffel die Finger. Nur wenige schlaue Investoren durchschauten damals das üble Spiel und wetteten gegen die naiven Käufer. All das ist nachzulesen in dem Buch „The Big Short“ von Michael Lewis.
Nun also CLO. Die Risiken jetzt liegen zum einen in einem steigenden Zinssatz, der Unternehmenskredite verteuert. Und zum anderen in einer Rezession, bei der Kredite platzen und Gläubiger im Zuge eines massenhaften Default reihenweise umkippen könnten. Was eine Kettenreaktion im CLO-Markt zur Folge haben dürfte. Ein Crash im weltweiten Handel erscheint wegen der globalen Streuung von CLO und der Unsicherheit darüber, wer genau die Obligationen eingekauft hat, durchaus möglich. Investoren sollten hier also wachsam sein. Und auch CFD-Trader sollten das Thema im Blick behalten – zum Glück können sie sich bei Deutschlands besten CFD-Brokern mit Bafin-Lizenz über Short-Engagenements gegen die Risiken absichern.

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