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Turbo-Thatcherismus von Truss

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26.09.2022  – Großbritannien legt eine ambitionierte Steuersenkung vor. Der Markt befürchtet eine zu hohe Staatsverschuldung mitten in eine Rezession hinein. Das Pfund stürzt ab. Jetzt riecht es nach einer Gegenreaktion der Bank of England. Und langfristig könnte sich der tollkühne Plan der neuen Eisernen Lady Liz Truss durchaus bewähren.

Heftig, heftig, was bei „Cable“ so los ist. Das Pfund stürzte gerade ab auf den niedrigsten Stand seit 1985. Außerdem läuft eine Erholung, wie Sie im Vier-Stunden-Chart von GBPUSD sehen.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Auslöser des jüngsten Flash-Crashes war der neue britische Finanzminister Kwasi Kwarteng. Mit der Vorstellung seines ‚mini-budget‘ rüttelte er die Trader wach. Er verkündete: „turn the vicious cycle of stagnation into a virtuous cycle of growth“.

Entlastung für Firmen und Topverdiener

Soll heißen: Die UK-Wirtschaft soll einen Schock-Start erhalten, indem der Staat auf 30 Milliarden Pfund Steuern pro Jahr verzichtet. Der Minister kündigte an, den Basis-Einkommensteuersatz im kommenden Jahr von derzeit 20 Prozent auf 19 Prozent zu senken. Der Spitzensteuersatz ab Einkommen von 150.000 Pfund fällt von 45 Prozent auf 40 Prozent. Die geplante Erhöhung der Körperschaftssteuer um sechs Prozentpunkte fällt weg, es bleibt bei 19 Prozent. Das ist der größte Cut seit den 1970er Jahren.

Der Chancellor jubilierte: „That means a tax cut for over 31 million people in just a few months‘ time,“ he told parliament. „That means we will have one of the most competitive and pro-growth income tax systems in the world.“ Zudem soll der Bonusdeckel für Banker abgeschafft werden. Ferner werden fast 40 neue „Investmentzonen“ mit niedrigen Steuern und geringen Auflagen geschaffen. Zugleich soll der Staat Energiehilfen für Verbraucher und Firmen in Höhe von 150 Milliarden Pfund ausschütten.

Die neue Thatcher-Revolution

Die neue Chefin in der Downing Street Number 10 hatte ja schon angekündigt, was sie vorhat: Liz Truss  verkündete am Rande der UN-Vollversammlung nichts weniger als eine zweite „Thatcher-Revolution“.  Das Problem dabei: Der Markt befürchtet mehr Inflation, weil alles erst einmal auf Pump finanziert wird. Schon jetzt liegt die Teuerung auf der Insel bei 9,9 Prozent.  Cable dürfte zum Dollar erst wieder überzeugend und langfristig zulegen, sobald die Bank of England drastische Schritte einlegt und die Zinsdifferenz zu Amerika schließt. Aktuell liegt der Leitzins in Großbritannien bei 2,25 Prozent. In den USA sind es 3 bis 3,25 Prozent wobei neue US-Zinsschritte schon avisiert sind.

Die Bullen lauern

Schon ist im Finanzmarkt die Rede von einer kurzfristig einberufenen Krisensitzung der Bank of England. Vielleicht sehen wir auch gerade eine günstige Einstiegsgelegenheit. Letztlich dürfte die Wirtschaftspolitik von Truss genau das bewirken, was schon Margaret Thatcher schaffte. Die Eiserne Lady war 1979 angetreten, um die Strangulierung einer sozialistischen Politik zu beenden. Auf der Insel war einiges verstaatlicht worden: das Gesundheitssystem; die Stahlindustrie und der Kohlebergbau, Teile des Einzelhandels, Hotels und sogar Reisebüros. Allumfassende Fürsorge, hohe Steuern, träge Bürokratie und mächtige Gewerkschaften. Die Insel verlor an Wettbewerbsfähigkeit, die Industrie spielte im globalen Geschäft kaum noch eine Rolle, das Pfund war im freien Fall.

Dann die Wende. Damals wie heute dürften erfolgreiche Firmen und Fachleute  zuhauf nach England ziehen. Die Industrie wird brummen; Top-Verdiener, die sich ein Cottage oder ein gutes Leben gönnen, werden eine Menge Steuern in die Staatskasse spülen. Wir sind gespannt, wie sich die Lage weiterentwickelt – und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!

Yentervention

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23.09.2022  – Großereignis am Devisenmarkt: Die japanische Notenbank hat interveniert und den Yen gestützt. USDJPY reagierte umgehend und heftig. Wir fragen uns jedoch, ob das gewünschte Ergebnis – ein stärkerer Yen – Bestand haben wird.

Welch eine Woche: Gleich mehrere Notenbanken haben die Zinsen erhöht. Und das größte Ereignis an diesem „Super Bank Thursday“ war die Intervention in Tokio. Der erste Schritt dieser Art seit 24 Jahren – Dollar verkauft, Yen gekauft; 2011 war es umgekehrt – erwischte viele Trader auf dem falschen Fuß. Viele waren davon ausgegangen, dass Tokio nur blufft. Somit ging es heftig bergab, wie Sie im Stundenchart von USDJPY sehen. Doch nach Vorlage der US-Arbeitslosenzahlen erholte sich der Greenback wieder etwas. So lagen die Neuanträge auf Arbeitslosengeld bei 213.000, erwartet worden waren 218.000. Und inzwischen scheint der Effekt schon wieder zu verfliegen.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Die Intervention war recht trickreich ausgeführt und sollte offenbar so viel wie möglich Spekulanten niedermähen. Denn die Bank of Japan tat erstmal gar nichts – sie beließ am Donnerstag die kurzfristigen Zinssätze bei minus 0,1 Prozent und ihr Ziel für die Rendite der zehnjährigen Japan-Bonds bei 0,25 Prozent. Notenbank-Gouverneur Haruhiko Kuroda teilte mit, dass er eine Straffung der Geldpolitik nicht für ein geeignetes Mittel zur Stabilisierung des Yen hält. Und der Markt ging davon aus, dass alles auf Sicht von zwei bis drei Jahren so bleiben wird. Daraufhin rutschte der Yen auf ein 24-Jahres-Tief.

Und dann kam die Kehrtwende. Masato Kanda, Vize-Finanzminister für internationale Angelegenheiten, sagte Reportern, Japan habe mit einer mutigen Aktion in den Markt eingegriffen.

Notenbank vs. Finanzministerium

Viele Trader hatten zuvor die jüngsten Warnungen aus der Politik als billigen Bluff abgehakt. So hatte jüngst Finanzminister Shunichi Suzuki gesagt, Tokio schließe keine Schritte aus, um den Fall des Yen zu stoppen, einschließlich staatlicher Interventionen. Doch nach dem Statement der Notenbank gingen Trader davon aus, dass der Yen weiter schwindsüchtig bleibt. Aus der Ferne betrachtet sieht das alles nach einem Konflikt zwischen Finanzministerium und den Währungshütern aus.

Inflation kein Problem?

So spielte Notenbank-Chef Kuroda die Teuerung herunter. Er hatte kürzlich erklärt, dass die Inflation wahrscheinlich bis 2023 auf 1,5 Prozent zurückgehen wird. Im August hatte die Verbraucherinflation in Japan allerdings August 3 Prozent erreicht und zum fünften Monat in Folge das Ziel der Bank von 2 Prozent übertroffen. Vermutlich sieht die BoJ ein Ende externer Schocks wie den Ukraine-Krieg oder die gestörten Lieferketten im Zuge von Corona. Plus ein Anspringen des Export-Motors, was den Yen stützen würde.

Das Finanzministerium beurteilt die Sache wohl anders. Das Problem: Mit dem schwachen Yen werden Importe teurer, da der Nippon bei Lebensmitteln und Energie weitgehend von Einfuhren abhängig ist. Und hier klettern die Preise rasant. Somit setzte die Politik eine Intervention durch.

US-Rendite vs. Forex-Reserven

Die Frage ist nun wie es weitergeht. Tokio verfügt über Devisenreserven in Höhe von umgerechnet 1,3 Billionen Dollar – der zweitgrößte Bestand auf der Welt nach China. Das ist eine Menge Munition, um den Yen immer wieder mal zu stützen. Allerdings wird die japanische Währung von einem gewaltigen Strom nach unten gezogen – und das ist die Zinsdifferenz zu den USA. Der Rendite-Bedarf von institutionellen Investoren überall auf der Welt und nicht zuletzt in Japan, die derzeit massenhaft US-Bonds kaufen, dürfte dem Yen bald wieder zusetzen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

Die Fed hält Kurs

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22.09.2022  – Nach dem Zinsentscheid der Federal Reserve sortiert sich der Markt. Klar ist, dass die US-Notenbank das Tightening weiter durchzieht. Wir beleuchten, was das für einige Assets bedeuten könnte.

So viel vorab: Der große Gewinner bleibt der US-Dollar. US-Staatsanleihen werfen attraktive Renditen ab, für den Einkauf von US-Bonds nehmen Anleger in großem Stil Greenbacks auf. Erst wenn die anderen Notenbanken auf der Welt ebenfalls drastisch an der Zinsschraube drehen, dürften andere schwächelnde Währungen wieder aufholen. Hier EURUSD im Wochenchart.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Damit zu den Fakten: Die Fed hat zum dritten Mal infolge den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Die Zinsen für Übernachtausleihungen von Banken bewegen sich jetzt im Korridor von 3 und 3,25 Prozent.

Higher for longer

Da wird wohl noch mehr kommen: Fed-Chef Jerome Powell betonte, die Notenbank werde die Geldpolitik weiter straffen, bis es überzeugende Belege für ein Nachlassen der Inflation gibt. Die Reduktion der Teuerung verlange eine längere Periode, in der das Wirtschaftswachstum unter dem Wachstumstrend und dem Potential der Volkswirtschaft liege. Außerdem müsse sich der Arbeitsmarkt abkühlen. Powell kündigte erneut Schmerzen für die Wirtschaft und Verbraucher an. Somit stellte er weitere Zinsschritte in Aussicht.

Der Glauben an eine Kehrtwende – Englisch: Pivot – ist inzwischen fast überall aus dem Markt verschwunden. Die Erwartung für das obere Ende des Zinskorridors liegt bei 4,4 Prozent zum Jahresende 2022. Und damit kommen wir zu den wahrscheinlichen Folgen für einige Assets.

Aktien eher short

Bearish ist die Angelegenheit vor allem für Hightech-Aktien. Zum einen weil sich die Kreditaufnahme bei jungen Firmen weiter verteuert. Zum anderen weil im wichtigsten Modell zur Aktienbewertung, dem Discounted Cash Flow, der Zins eine Rolle spielt. Höhere Zinsen gleich niedrigere Bewertung.

Aber auch Zykliker und defensive Aktien dürften in der allgemeinen Risikoscheu unter die Räder geraten. Die hohe Inflation sorgt schon für Zurückhaltung bei den Konsumenten – vor allem, wenn diese Angst haben, in einer Rezession den Job zu verlieren. So vermutete Goldman Sachs gerade, dass die Fed den S&P 500 bis auf 2.900 Zähler herunterprügeln könnte.

Unklare Lage bei Gold

Kniffliger ist die Lage bei Gold. Der Preis hat sich trotz steigender Inflation in Vorwegnahme von Zinserhöhungen tendenziell gen Süden bewegt. Zudem stoppte die neue Konkurrenz der Crypto-Währungen die Kauflaune. Wenn die Zinsen steigen, ist das normalerweise auch ein Stopper für Edelmetalle – denn wenn jemand einen attraktiven Kupon bei Bonds erhält, ist das ein Argument gegen Gold. Zumal hier noch Bankgebühren für das Schließfach bezahlt werden müssen oder Kosten anfallen für einen eigenen Safe zuhause.

Doch viele Experten befürchten eine Rezession durch die erhöhten Zinsen. Und Sachwerte schützen nicht nur gegen den Verfall der Kaufkraft. Sondern auch vor einer Deflation – soll heißen, dem totalen Zusammenbruch der Wirtschaft. Wenn Banken umkippen und kein Bargeld mehr akzeptiert wird, sind Gold- und Silbermünzen für viele die rettende Alternative.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit der kurzen Analyse ein wenig Licht in den Nebel des Marktes werfen konnten. Wir bleiben für Sie am Ball – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

 

Eskalation und Implosion

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21.09.2022  – Alarmstufe Rot für Trader und Investoren: Russland eskaliert den Ukraine-Krieg. Dazu gesellt sich die Federal Reserve mit ihrem Zinsentscheid.

Wir können uns kein Szenario vorstellen, das für Aktien bärischer wäre als das aktuelle – und bullisher für Energie und den Dollar. Wladimir Putin tritt nach der erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive rund um Charkiw die Flucht nach vorne an. Mit der Teilmobilmachung und der indirekten Drohung eines Atomschlages heute Morgen hat Putin die Welt näher an den Atomkrieg gebracht. Klar ist, dass die sogenannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk durch Scheinreferenden in die Russische Föderation eingegliedert werden sollen. Und damit wäre ein Krieg gegen sie auch ein Krieg gegen Russland. Die erste Reaktion am Ölmarkt auf die Rede von Putin  sehen Sie schon im Stundenchart der Ölsorte WTI.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Jetzt hat der Westen die Wahl zwischen zwei äußerst unangenehmen Optionen: Entweder er lässt die Ukraine fallen, friert die Waffenlieferungen ein und setzt auf Appeasement. Diese Linie dürfte in Rom, Berlin oder Madrid favorisiert werden. Dann könnte es jedoch beispielsweise in Deutschland einen Regierungswechsel geben. Oder aber die Ukraine wird endlich effektiv mit großen Mengen an modernen Waffen versorgt und Russland wird in die Knie gezwungen. Diese Linie sehen wir in Washington, Warschau oder London.

Mögliche Panik bei Öl und Gas

Auch für Putin ist die Lage prekär. Bei einer Niederlage in der Ukraine dürften er und seine Silowiki Geschichte sein. Und eine Implosion der Russischen Föderation erfolgen. Ende Februar hatten wir an dieser Stelle geschrieben, dass Wladimir Putin mit der Invasion der Ukraine sein Afghanistan eingeleitet hat. Das Scheitern der Sowjets am Hindukusch war der Vorbote für das Ende der Sowjetunion. Genauso könnte es Russland jetzt ergehen. Mit Folgen für die Börsen und auch für den Energiemarkt. Denn Russland ist mit rund 5 Millionen Barrel pro Tag einer der größten Exporteure von Erdöl. Auch bei Erdgas würde der Markt dann in Panik geraten.

Wie stabil ist Russland?

Tatsächlich scheint die Macht des Kreml zu schwinden. So meldete die ukrainische Führung im Zuge der Gegenoffensive gerade die Flucht von rund 13.000 russisch-stämmigen Kollaborateuren – vor allem aus der Verwaltung. Das russische Belgorod bestätigte eine solche Flüchtlingswelle. Somit scheinen die Steigbügelhalter vor Ort offenbar den Glauben an einen Sieg Russlands verloren zu haben. Die Nachbarn werden dreister. So ist der jüngste Überfall von Aserbaidschan auf Armenien sicher kein Zufall – Eriwan steht immerhin unter russischem Schutz. Die überwiegend islamischen Teilrepubliken im Süden Russlands könnten stärker nach Unabhängigkeit streben, allen voran Tschetschenien.

Die große Gefahr ist China

Kasachstan hat sich geweigert, die pro-russischen Separatistenrepubliken völkerrechtlich anzuerkennen und streckt die Fühler nach Peking aus. China selbst braucht dringend Ackerland und könnte eines Tages Sibirien annektieren, wenn in Russland Chaos tobt – mit genau der gleichen Begründung, mit der Russland gerade in der Ukraine vorgegangen ist. Nämlich der, dass Millionen von chinesischen Wanderarbeitern in Russisch-Fernost unterdrückt werden.

Schwelende Konflikte

Georgien könnte versucht sein, die beiden von Moskau unterstützten Pseudo-Republiken auf seinem Territorium zu tilgen. Die Republik Moldowa könnte mit Hilfe der Ukraine die russische Enklave Transnistrien ausmerzen. Belarus als letzter russischer Verbündeter in Europa wackelt – bei einem Umsturz müsste Moskau eingreifen. Gleiches gilt, falls die Ukraine, Kasachstan oder auch die baltischen Staaten die russischen Minderheiten als Unruheherd aus dem Land werfen. Der Kreml hat ja gerade den Schutz der Auslandsrussen unter dem Konzept Russki Mir (Russische Welt) bekräftigt. Eine Flüchtlingswelle würde die russische Wirtschaft zudem stark belasten.

Das Fazit aus alledem: Falls unsere Beobachtungen stimmen, steht uns an den Börsen sowie am Öl- und Gasmarkt einiger Tumult bevor. Behalten Sie also die Lage im Blick – und bereiten Sie sich vor. Die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

 

 

Risk Off

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20.09.2022  – Risikoscheu am Finanzmarkt – die Federal Reserve wirft ihren Schatten voraus. Vor allem Hightech-Titel litten zuletzt. Und Cryptos mit ihnen, denn Bitcoin ist Tech. Jetzt testet BTC eine wichtige Chartmarke.

Viele Anleger versilbern aktuell ihre Ersparnisse und verkaufen, was sie haben. Bitcoin beispielsweise. Eine kurze, grobe Chartanalyse mit Blick auf den Tageschart verheißt nichts Gutes. So hat BTC die seit Juni eingezogene Unterstützung gebrochen, siehe rote Linie unten. Zwar berappelte sich der Kurs wieder, doch die Linie ist erstmal perforiert. Meist ist das ein Vorbote für einen kompletten Durchbruch nach unten.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Der Grund für die schlechte Performance ist vor allem die Geldpolitik und die makroökonomische Lage. An der Wall Street und den Weltbörsen gilt es als ausgemachte Sache, dass die Fed am morgigen Mittwoch einen Zinsschritt von 75 Basispunkten einlegt. Einige erwarten sogar 100 Basispunkte. Und ein Anheben der Leitzinsen in einigen Monaten bis auf 4,5 Prozent. Genauso hat sich nach der Warnung von FedEx die Überzeugung ausgebreitet, dass eine globale Rezession bevorsteht.

Hohe Rendite bei Bonds

Da fliehen große Adressen doch lieber in sichere US-Staatsanleihen, die gerade attraktive Zinsen versprechen. Die zehnjährige US-Anleihe beispielsweise rentiert mit 3,489 Prozent, falls held to maturity, sofern sie also bis zur Endfälligkeit gehalten wird – die höchste Rendite seit einem Jahrzehnt. Und zweijährige US-Anleihen rentieren mit 3,946 Prozent so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Nicht nur in den Vereinigten Staaten dürften auf Sicherheit bedachte Anleger in Bonds fliehen. In dieser Woche könnten auch die  Notenbanken in Schweden, der Schweiz, Norwegen und England die Zinsen anheben. Laut Bloomberg könnten wir einen kombinierten Zinsschritt von 500 Basispunkten sehen – da wird eine Menge Kapital aus dem Markt gesaugt.

Angst vor der Rezession

Und wie geht es weiter? Wir sehen aktuell keinen Trend in Richtung Risikofreude. Die Skepsis ist mit Händen zu greifen. „The aggressive tightening of policy in the coming 4-6 months, not just in the US but globally, increases the risk of a recession next year,” urteilte Maria Landeborn, Senior Strategist bei der Danske Bank. Und weiter:“We expect uncertainty will remain high surrounding inflation, rates and the overall economy, which is negative for market sentiment and risk assets.”

Kampf gegen Cyber Crime

Doch vielleicht ist gerade das die Chance. Sobald alle depressiv und am Boden zerstört sind, kommt die Wende. Doch wann wird das sein? Zudem gibt es einen weiteren Faktor bei den Cryptos, den Sie in der Fachpresse im Auge behalten müssen: Der Kampf der westlichen Industriestaaten gegen Cyber Crime. „Follow the money“ lautet hier die Devise – Fahnder spüren gerade in großem Stil anonyme Wallets auf, viele IT-Kriminelle sind nervös und verkaufen. Siehe die Selbstabschaltung und Aufspaltung der russischen Bande „Conti“ nach Veröffentlichung von Interna im Zuge des Ukraine-Krieges und nach der Ausrufung eines Kopfgeldes von 10 Millionen Dollar durch das FBI. Wir behalten die Lage für Sie im Blick. Und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!

 

Der Einzelgänger

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19.09.2022  – Der Yen schwächelt ungebremst weiter. Was am Negativzins liegt – Japan ist der einsame Verfechter der anhaltenden Geldflutung. Die Frage aller Fragen für den Yen: Wird die Bank of Japan den Kurs ändern oder nicht?

How low can you go? Der Yen schwächelt ungebremst, USDJPY läuft wie auf Schienen nach oben. Siehe unseren Tageschart mit der 50-Tage-Linie. Der Yen hat zum Dollar gerade den schwächsten Stand seit über zwei Jahrzehnten markiert. Seit 1998, um genau zu sein.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Kein Wunder: Während die US-Notenbank beherzt die Zinswende umsetzt, hält die Bank of Japan den Leitzins seit 2016 bei minus 0,1 Prozent. Die japanische Notenbank hat sich stattdessen dafür entschieden, die Rendite der zehnjährigen Japan-Bonds bei rund 0,25 Prozent einzufrieren. Wir sind gespannt, wie sich die Bank of Japan bei ihrem nächsten Zinsentscheid am 22. September positioniert.

Zaghafte verbale Intervention

Gerade hat der Markt aufgehorcht. Denn Hirokazu Matsuno, Japans oberster Kabinettssekretär, erklärte, dass die Regierung bereit sei, jede mögliche Entscheidung zu treffen, um den japanischen Yen zu stabilisieren. Der Markt hat sich bislang unbeeindruckt von den Ankündigungen gezeigt und die verbale Intervention schnell abgehakt.

Mögliche Kapital-Repatriierung

Doch für das Finanzblog „ZeroHedge“ ist der aktuelle Aufwärtstrend bald Geschichte. Japan sei ein Netto-Kapital-Exporteur, will heimische Investoren verstärkt im Ausland investierten. Einheimische Anleger hätten viele ausländische Assets gekauft, internationale Investoren hätten sich in Japan zurückgehalten. Zudem sorgten die steigenden Energiepreise für einen Ausfluss an Kapital. In normalen Zeiten würde der schwache Yen den Export ankurbeln. Allerdings hätten zuletzt die Importe die Ausfuhren überwogen. Ferner sei der Tourismus im Zuge von Corona eingebrochen. Was sich nun aber ändern könne. Wir ergänzen: Gleiches gilt für den Export – wenn sich die Importlage zusammen mit Corona im Rest der Welt stabilisiert, könnten günstige und hochwertige japanische Güter gefragt sein. Heimelektronik, Autos, whatever.

Der Katapult

Somit könne der Yen zum Katapult werden, fuhr „ZeroHedge“ fort. Jede heimische Krise könne umgehend dafür sorgen, dass Geld repatriiert werde. Und mit einer Net International Investment Position von umgerechnet 3,5 Billionen Dollar würde das zu einer heftigen Yen-Rally führen. Wobei wir uns fragen, welche Krise das wohl sein könnte.

Keine nennenswerte Inflation

Unsere Gegenstimme: Solange nicht die seit Jahrzehnten andauernde Flaute der japanischen Produktivität beseitigt ist, dürfte der Zins in Japan nicht steigen. Denn höhere Zinsen würden die Kreditaufnahme abschwächen und die Wirtschaftsleistung bremsen. Ferner haben Japaner kein Problem damit, sich in Zeiten steigender Inflation einzuschränken. Zumal die Inflationsrate auf dem Nippon sowieso nur bei 2,6 Prozent liegt. Daher könnte es für USDJPY aus Sicht der Bullen durchaus noch schlimmer kommen: Anfang der 70er Jahre stand der Yen zum Dollar bei rund 350.

So sieht auch Jesper Koll, Direktor bei der Investmentboutique Monex Group, den Yen auf dem Weg zu 150 bis 160. Koll sah vor einigen Tagen im Gespräch mit CNBC zwei mächtige Kräfte am Werk: Die Ausweitung der Zinsdifferenz zu den USA und das japanische Leistungsbilanzdefizit. Die Entwicklung der Währung laufe wie aus dem Schulbuch und basiere vorhersehbar auf Fundamentaldaten.

Bleibt wiederum festzustellen, dass die japanische Notenbank die Börse überraschen könnte. Shorties könnten dann auf dem falschen Fuß erwischt werden. Andererseits könnte der erwartete Turnaround noch ewig dauern. Wir hoffen, dass Sie bei der Abwägung der Argumente richtig liegen. Die Bernstein Bank behält die Lage für Sie im Blick!

Es ist vollbracht

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15.09.2022  – Die Crypto-Welt atmet auf: The Merge ist gelaufen. Das Ethereum-Network ist heute Nacht von Proof of Work auf Proof of Stake umgestellt worden. Was eine Menge Energie sparen soll. Und Ether zur bevorzugten E-Währung aller ökologisch besorgten Investoren machen könnte. Und jetzt? Nun, das Ganze erinnert ein wenig an die Jahr-2000-Hysterie: Geschehen ist bislang wenig. Was gar nicht so schlecht ist.

Bisher hat der Ether-Kurs kaum auf das Großereignis reagiert, wie der Vier-Stunden-Chart zeigt. Offenbar warten Trader und Investoren ab, ob alles in den kommenden Tagen und Wochen wirklich rund läuft. Zudem hat der jüngste Ausverkauf an der Börse im Zuge der US-Inflationsdaten und der folgenden Zinsangst auch bei den E-Devisen für eine Risk-Off-Stimmung gesorgt. Vielleicht haben die meisten Trader das Event auch noch gar nicht mitbekommen.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Das ist geschehen: Das Blockchain-Network hat heute Nacht laut der Nachrichtenagentur Bloomberg den größten und ambitioniertesten Software-Upgrade in der Crypto-Welt durchgezogen. Vor kurzen meldete demnach Co-Gründer Vitalik Buterin auf Twitter den Vollzug. The Merge ist eine Verschmelzung der bisherigen Blockchain mit einem parallelen Netzwerk, dem Beacon Chain, auf dem das Konzept Proof of Stake getestet wurde. Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, dass nicht mehr der ganze Rechenprozess bei der Schöpfung eines Token in der Blockchain dokumentiert wird. Sondern nur noch die Existenz.

Massive Energie-Einsparung

Mit einer erfolgreichen Umstellung soll das Mining von Ether sagenhafte 99,95 Prozent an Energie einsparen, wie die Ethereum Foundation schätzt. In Zeiten explodierender Stromkosten sicher ein Plus für Anleger. Vor allem für Großinvestoren, die ökologisch-korrekt anlegen. Zudem soll das Netzwerk schneller laufen. Außerdem sollen Token vom Markt genommen werden.

Crypto-Rendite

Und noch ein Vorteil: Mit dem Übergang zu Proof of Stake gibt es nun laut der Website Blockchaincenter.net bessere Möglichkeiten, ETH zu „staken“. Das heißt vereinfacht, Investoren binden sich über ein Derivat virtuell an die Crypto-Währung. Dafür erhalte der Staker eine Belohnung in Form von neu geschöpften Ether, was laut der Ethereum Foundation eine Rendite von 4,1 Prozent per annum ergibt. Laut der Website Staking Rewards soll die Rendite nach dem Merge sogar 5,2 Prozent betragen. Token von Betrügern sollen eliminiert werden.

Banger Blick nach vorn

Interessant wird jetzt die Frage, ob nicht vermehrt Cyber Gangster zuschlagen.  „Cointelegraph“ nannte die drei größten Bedrohungen: Betrügerische Staking Pools, Upgrade-Betrug und fake Airdrops – das sind angebliche Geschenke in Form von Cryptos. Eine weitere Sorge in der Community ist das Auftreten von Kopien wie etwa EthereumPOW. Mehrere Versionen könnten für Verwirrung sorgen. Die Frage ist auch, ob das neue System wirklich rund läuft. Oder ob es technische Störungen gibt.

So hat die Börse Coinbase Global unter anderem aus Angst vor Hacker-Attacken vorsorglich Ether-Transaktionen eingefroren. Die Crypto-Leihe Aave stellte das Ausleihen vor dem Merge ein. Unerwünschte Vorfälle dürften den ETH-Kurs torpedieren. Umgekehrt könnte es bei einem technischen Erfolg bald steil nach oben gehen. Bleiben Sie also wachsam und behalten Sie die Realtime-News im Blick – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

 

September Surprise

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14.09.2022  – Überraschung: Die Teuerung in den USA ist im August stärker gestiegen, als von Analysten erwartet. Jetzt geht wieder die Zinsangst um auf dem Parkett. Nein – die Zinspanik. Vor allem Hightech-Aktien gingen nach dem CPI in die Knie. Und der Dollar zischte davon.

Aber, aber – wie kann das nur sein? So kurz vor den Midterms brockt eine demokratische Administration den Democrats eine schwer verdauliche Suppe ein. Im August lag die Inflationsrate in den USA bei 8,3 Prozent. Immerhin ein kleiner Rückgang von 8,5 Prozent im Juli und von 9 Prozent im Juni. Fast alle Ökonomen hatten allerdings einen tieferen Wert für den Consumer Price Index erwartet. Denn die US Energy Information Administration hatte ja gemeldet, dass die Benzinpreise im August um 12,8 Prozent gefallen waren. Alleine dieses Minus trägt zu einer Verringerung der Inflation um 0,7 Prozentpunkte bei. Daher hatten Analysten die jährliche Inflationsrate im August im Schnitt auf 7,8 Prozent taxiert. Doch es kam anders.

Fast alle Analysten lagen falsch

Einzig die Bank of Montreal traf den Nagel auf den Kopf mit den prognostizierten 8,3 Prozent – 47 von 50 Ökonomen lagen falsch. Dadurch wurden viele Trader auf dem falschen Fuß erwischt, die nur eine moderate Inflationsentwicklung und eine Rallye an der Börse erwartet hatten. Die Reaktion am Markt: vor allem zinssensitive Hightech-Aktien runter, Dollar rauf. Im Bild der Vier-Stunden-Chart des Nasdaq 100. Ein wahres Blutbad – wir hoffen, Sie lagen richtig mit Ihren Trades.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Auch die Details sind nicht erfreulich für Bullen an der Börse. Der Consumer Price Index stieg im Monatsvergleich um 0,1 Prozent, erwartet worden waren im Schnitt minus 0,1 Prozent. Die von der Federal Reserve besonders beobachtete Kernrate stieg um 0,6 Prozentpunkte und damit doppelt so stark wie erwartet. Wir erleben somit den 27. Monat in Folge mit einer höheren Teuerung. Vor allem die im Jahresvergleich um 6,74 Prozent gestiegenen Mieten dürften bei den Dems für graue Haare sorgen – das ist der höchste Wert seit Anfang der 80er Jahre und wird wohl an der Wahlurne gar nicht gut ankommen.

 

Die Fed wird reagieren

 

Die japanische Investmentbank Nomura kommentierte: „We saw this tug of war between goods moderating and services remaining strong. This is not a tug of war. They both moved up.  (…) This is no good news across this report.“ Das Fazit aus alledem: Die Federal Reserve dürfte nächste Woche die Zinsen deutlich anheben. Der Markt hat 75 Punkte komplett eingepreist. Diskutiert werden auf dem Parkett inzwischen allerdings schon 100 Basispunkte. Womit die Gefahr einer zu starken Abkühlung der Wirtschaft gegeben ist – ein Soft Landing erscheint fraglich. Die Bernstein Bank behält die Lage für Sie im Blick!

Gegen den Dollar-Strom

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13.09.2022  – Verkehrte Welt: Der Dollar zeigt sich fest wie lange nicht mehr. Wegen der Zinswende der Federal Reserve. Und ausgerechnet jetzt rufen einige Auguren zum Short-Trade auf. Wegen der Zinswende der Federal Reserve. Wir beleuchten die Hintergründe der überraschenden Kehrtwende.

Corona-Krise, Ukraine-Krieg, höhere Zinsen in den USA als in Euroland: Der Greenback dient für viele Investoren seit geraumer Zeit als sicherer Hafen. Vor allem aus den Schwellenländern fliehen die Anleger. Und da die Energiekrise in Europa der heimischen Industrie zusetzen dürfte, haben wir ein weiteres Argument pro Dollar und contra Euro. Hier EURUSD im Wochenchart.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Aber halt – auf einmal gibt es bei einigen Analysten eine neue Einschätzung der Lage. Überraschung: Dollar short könnte enorm lukrativ werden. Weil die politischen Kosten für das Anziehen der Zinsen zu hoch sind. Wer also auf ein weiteres Abtauchen diverser Währungen gegen den Dollar setzt, könnte falsch liegen.

Vorsicht vor Bärenfallen

In diesem Sinne hat sich gerade Lawrence ‚Larry‘ G. McDonald zu Wort gemeldet, er ist ein Bestsellerautor und Gründer von ‚The Bear Traps Report‘. Dies ist ein Investment-Newsletter mit Fokus auf der Makroperspektive. McDonald weist auf einen selten beleuchteten Fakt hin: Derzeit zahle die Fed heimlich, still und leise, rund 250 Millionen Dollar an einige wenige Banken – und das täglich.

Der Grund: Seit 14 Jahren würden die Finanzhäuser gezwungen, im Zuge des Risiko-Abbaus riskante Anlagen zu meiden; Deleveraging nennt sich das. Stattdessen hätten sie verstärkt in US-Bonds investiert. Und hier sind wir beim Thema Dollar short gelandet: Bei steigenden Zinsen müsse die Fed diesen Banken mehr und mehr Geld für die Coupons bezahlen. Und die Fed werde bald Verluste einfahren. Kein Wunder bei einem Anstieg von 25 auf 325 Basispunkten in wenigen Monaten – und wer weiß, wo der Leitzins Fed Fund Rate stoppt. McDonald nannte den sozialen Preis für die anziehenden Zinsen und die Umverteilung von Vermögen zu hoch.

Trade des Jahres 2023

In die gleiche Richtung geht eine Aussage des hier schon mehrfach zitierten Michael Hartnett, das ist einer der besten Analysten an der Wall Street. Der Chief Investment Stratege der Bank of America rief jüngst den Top Trade des Jahres 2023 aus: Dollar short und long bei Assets in den Emerging Markets, globale Adressen in Großbritannien, Internet-Titeln in China und in Gold-Minern. Das aber erst nach Beginn der US-Rezession – diese werden den Peak beim Dollar signalisieren; und auch erst nach dem Konjunkturtal in China, das wahrscheinlich von einer Abwertung des Yuan begleitet werde. Hartnetts Top Trade 2023 sieht konkret so aus: „Our high conviction – U.S. dollar bear basket is locked and loaded – EWZ Brazil, EEM Emerging Markets, FXI – KWEB China, global value names in EWU and gold miners GDX.“ Wobei die Kürzel für Indexfonds stehen.

Risiko des Overtightening

Tatsächlich hat gerade Fed-Vize Lael Brainard solche Überlegungen befeuert: „There’s a risk of raising rates too much“. Sie verwies auf die “global nature…. risks with overtightening.” Wir fragen uns, ob die Experten richtig liegen, und ob die Fed tatsächlich die Abkehr vom Tightening im Sinn hat, um nicht die Wirtschaft durch das Abdrehen von billigem Geld in die Rezession zu schicken. Wenn die Banken abkassieren während Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit gehen, wäre das in der Tat explosiv. Die Sache bleibt spannend – die Bernstein Bank behält die Lage für Sie im Blick!

Tauziehen bei Kupfer

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12.09.2022  – Kaum ein Industriemetall reagiert so sensibel auf volkswirtschaftliche und politische Entwicklungen wie Kupfer. Beim roten Metall, das in der Elektrotechnik oder im Bau eingesetzt wird, wirken derzeit mehrere widerstrebende Faktoren gleichzeitig. Nämlich Energiekrise, die politische Lage in Chile und auch der Ukraine-Krieg.

Der Markt sucht seine Richtung: Kupfer hat sich inzwischen aus den Regionen des Allzeithochs über 10.000 Dollar je Tonne verabschiedet. Der vorherige Preisanstieg lag vor allem am jahrelangen billigen Geld der Notenbanken und an der Hoffnung auf ein Wiederanspringen der globalen Konjunktur nach der Corona-Krise. Doch dann dominierten Rezessionsängste. Zuletzt lief der Preis seitwärts, wie der Tageschart zeigt – doch das könnte sich bald ändern.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Eine Gefahr auf der Long-Seite wäre zum einen die Eskalation in der Ukraine. Wer hätte das gedacht: Die ukrainischen Truppen haben in fünf Tagen mehr Terrain erobert, als Russland von April bis zum Beginn der aktuellen Gegenoffensive, urteilte das Institute for the Study of War. Der erfolgreiche ukrainische Vormarsch könnte die Lage verschärfen. Sollte Russland nun mit einer Kriegserklärung antworten – was eine Generalmobilmachung zur Folge hätte – oder gar mit Atomwaffen, dann werden nicht nur die Weltbörsen abtauchen, sondern auch die Preise für Metalle.

Energiekrise bedroht Hütten

Zudem könnte die durch den Krieg verschärfte Energiekrise den Metallmarkt abschießen. Roland Harings, Konzernchef des größten europäischen Produzenten Aurubis, warnte, die Kosten würden irgendwann an die Konsumenten weitergegeben. Für dieses Jahr hat Aurubis seine Stromkosten zu zwei Drittel gehedged. Der kräftige Preisanstieg steht also in 2023 bevor.

Auch Guy Thiran, der Generaldirektor des Handelsverbandes Eurometaux, urteilte jüngst, “European metal producers are already preparing for a life-or-death winter. (…) Any further reduction of European metals production risks being permanent, threatening job losses and knock-on impacts on a complex web of essential and strategic EU value chains – from medical equipment and critical infrastructure to automotive and aerospace.”

Die Schließung von Hütten und ein Ausfall der Produktion würde bei gleicher Nachfrage zunächst die Preise nach oben hieven. Solange, bis alles zu teuer wird und eine Rezession die Nachfrage abwürgt. Die Konsumenten werden sowieso kräftig sparen: Laut Goldman Sachs könnte sich die durchschnittliche Energierechnung pro Monat und Haushalt von 160 Euro in 2021 auf 600 Euro in 2023 Euro erhöhen.

Blick nach Chile

Bleibt ein Angebotsfaktor aus Chile. Das südamerikanische Land stellt rund 28 Prozent des globalen Kupfer-Ausstoßes. Am 4. September zogen die chilenischen Wähler eine rote Linie für eine industriefeindliche, linke Politik. 62 Prozent der Wähler und alle 16 Regionen stimmten unter anderem gegen eine Verankerung des Umweltschutzes in der Verfassung, was hierzulande vorab in den Wahrheitsmedien natürlich als fortschrittlich gefeiert wurde. Eine Änderung der Verfassung hätte allerdings zu neuen Restriktionen für die Kupfer-Industrie und wohl zu Barrieren von ausländischen Investments geführt. Weshalb viele Trader auf eine Verknappung des Angebots setzten. Mit dem Nein im Referendum sahen viele Anleger wegen der vorerst gesicherten Produktion einen tendenziell abkühlenden, bearishen Faktor.

Bullish wird die Lage wiederum, wenn die Energiekrise beendet wird oder wenn die Industrieländer eine Rezession abwenden. Sie sehen also: Das große Weltgeschehen spiegelt sich in Kupfer wider. Behalten Sie die Realtime News im Blick – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

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